Diplomatie, Liebe, Geld und Weingenuss (Teil II)
Bevor Thomas Jefferson Präsident der Vereinigten Staaten wurde, hatte er sich schon als Staatsrechtler und Gouverneur von Virginia zur Zeit der Unabhängigkeitskriege einen Namen gemacht. 1782 verstarb Jeffersons Frau und er nahm die Herausforderung an, als Diplomat nach Frankreich zu gehen. In Paris verliebte er sich in die Malerin Maria Cosway. Es wurde eine romantische Liebe zu einer verheirateten Frau im Schatten der französischen Revolution.Jefferson unterstützte die Ideen der Revolution und reiste im September 1789 zurück in die Vereinigten Staaten, wo er von George Washington zum Außenminister ernannt wurde. 1801 wurde Jefferson zum dritten Präsidenten der USA gewählt. Mittlerweile war nicht nur seine Bibliothek – in der sich zu dieser Zeit schon eine Dissertation über Wein befand – berühmt, sondern auch seine Vorliebe für französischen Wein.
In seiner ersten Präsidentschaftsperiode gab er für seine Liebe 7.500$ aus, auf heutige Verhältnisse umgerechnet also etwa die Summe von 120.000 $, wie Patrick Radden Keefe in seinem sehr interessanten Artikel im New Yorker vom 03. September herausgearbeitet hat. Insofern verwundet es nicht, dass Jeffersons Initialen direkt auf die Flaschen graviert wurden. Vielleicht war es ja des Präsidenten eigene Art, einer glücklos verflossenen Liebschaft zu gedenken, immer und immer wieder.
Eine dieser Flaschen wurde in Paris hinter einer Kellerwand gefunden und mehr als zweihundert Jahre nach ihrer Abfüllung am 5. Dezember 1985 bei Christies zur Versteigerung angeboten. Es handelte sich dabei um einen 1784 Yquem mit den Initialen Th.J. Die Versteigerung wurde mit 10.000 Pfund eröffnet. Schließlich wurde die Flasche von Christopher Forbes, dem Vizepräsident des gleichnamigen Magazins, zum sensationellen Preis von 105.000 Pfund, mehr als 155.000 Euro ersteigert.
In der Zwischenzeit sind noch weitere dieser raren Flaschen aufgetaucht. Mittlerweile interessiert sich auch die Thomas Jefferson Gesellschaft für die seltenen Weine, bisher kümmerte man sich dort lediglich um die anderen geistigen Hinterlassenschaften und vernachlässigte den Weinkeller des Hauses sträflich. Wie aber sollte das Haus von Jefferson in Monticello tatsächlich ins Weltkulturerbe aufgenommen werden, wenn nicht unterstützt durch einen stark geistigen Unterbau.
Cheers!
Bild: © Deinhard