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Kricket, Spiel aus einer anderen Welt

von Nik zu 10. August 2011

Man kann sich noch gut an die Verzweiflung der Römer erinnern, als sie in „Asterix bei den Briten“ mit den Gepflogenheiten auf der Insel konfrontiert wurden. Denn diese Briten unterbrachen einfach täglich gegen 5 Uhr die Kampfhandlungen, um eine Tasse heißes Wasser mit einem Tropfen Milch zu sich zu nehmen. Dazu legten sie alle 5 Tage eine Pause von 2 Tagen ein, um ihr Wochenende zu genießen. Da kann man als erfahrener römischer Legionär schon mal aus der Haut fahren. Aber Julius, der große Stratege legt einfach die Kampfzeiten auf die Pausenzeiten seiner Gegner und besetzt so im Handumdrehen die britische Insel.

Trotz der römischen Besatzungszeit sind die Teezeiten den Briten heilig geblieben. Dies zeigt sich am Anschaulichsten in der britischsten aller Sportarten: dem Kricket. Denn hier gibt es neben den Auszeiten für den Tee auch noch die Verpflichtung für die Gegner die Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen.

Another Country

Sehr wahrscheinlich ist für einen Menschen, der nicht mit dem Regelwerk des Kricket aufgewachsen ist, dieses Spiel komplett undurchschaubar. Vielleicht ist es gerade daher das Einzige, was Guy Bennett, der ins sowjetische Exil geflohne Spion aus der britischen Oberklasse in der Sowjetunion vermisst. Guy Bennett ist das filmische alter ego von Guy Burgess. In „Another Country“ wird dessen Geschichte erzählt: wie konnte es dazu kommen, dass ein wohlsituiertes Mitglied der englischen Oberschicht sein Land an den Klassenfeind, die Sowjetunion verraten konnte. Der Film erzählt sehr anschaulich diese Geschichte, wobei er dem Krickettspiel eine besondere Rolle einräumt.

Wäre das gesamte Leben ein Kricketspiel, wäre Guy Benett, alias Guy Burgess wohl nicht zu einem sowjetischen Spion avanciert. Denn die ins Ritual eingebundenen Verflechtungen von Achtung gegenüber dem Gegner und unbedingte Selbstbeherrschung bei gleichzeitigem Eifer das Spiel gewinnen zu wollen, lassen Feindschaften beherrscht zum Ausdruck bringen.

Ein entscheidendes Moment beim Kricket liegt in den geheiligten Pausen: denn hier werden die Gegner verpflichtet die Mahlzeiten gemeinsam miteinander einzunehmen. Man ist so dazu gezwungen, seine Gegnerschaft zu relativieren, denn hier muss man mit seinen Feinden Konservation betreiben, bevor man am nächsten Tag wieder in den Wettstreit tritt, der die ganze Person fordert.

Wir merken, dass wir eher Römer als Briten sind, denn ganz abgesehen davon, dass wir keine großen Kricketfans sind: Ein gemeinsamer Pausentee – beim Fußball ein Ding der Unmöglichkeit.

 

Gute Güte!

 

 

 

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