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Mops&Wein

von Nik zu 24. August 2011

Es tut weh, wenn ein guter Freund geht. Ich kannte ihn nicht und doch seit meiner Kindheit. Loriots Werke stehen seit langen Jahren in meinem Bücherregal. Seine Zeichnungen haben mir den Zugang zur Bildsprache verschafft. Er hat mich begleitet wie ein guter Bekannter, nur unaufdringlicher. Nie ungefragt, bis heute. Da macht er auf die denkbar schlechteste Art auf sich aufmerksam, was eigentlich nicht seinem Naturell entspricht und genau genommen natürlich nicht verzeihlich ist.

Als die Deutsche Gesellschaft für Soziologie ihn im letzten Jahr zu ihrem Ehrenmitglied ernannte, freute ich mich schon auf die Sondersendungen zu seinem 90igsten Geburtstag. Für mich war klar: Diesen Mann haut nichts aus den Pantinen. Wer so liebevoll mir den Objekten seines Humors umgeht, der wird sicherlich 120 oder mehr Jahre alt.

Loriot ist zu früh verstorben. Mit ihm ist ein erstaunlich aktiver kulinaristischer Geist von uns gegangen. Denn sicherlich kann man sich an die Nudel erinnern, die das Werben des Mannes um die Frau zu einer Groteske werden lässt. In Erinnerung bleibt auch die Ode an das Frühstücksei, ebenso wie der Jäger im Reisrand. Ob es sich dabei um die Filetstücke handelt, welche seine Frau für sich als sonntägliches Bratenstück zurückhält, nachdem sie ihren Mann nach allen Regeln der Kunst über Kimme und Korn erschossen und in seine Einzelteile zerlegt hat, wird allerdings für immer  ein Geheimnis bleiben, welches Loriot mit ins Grab nehmen wird. Ungeklärt bleibt nun natürlich die Frage, ob die Steinlaus mit ihrem ungebändigten Appetit tatsächlich verantwortlich für den Fall der Berliner Mauer war und ob sie zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs aktiv beigetragen hat. Verwunderlich wäre dies nicht, denn diese possierlichen Tierchen benötigen knapp 30 kg Beton und Stein und wer sonst sollte hier die Verantwortung tragen?

Durch Loriots viel zu frühes Ableben bleiben so seine geplanten Werke über „Mops&Wein“, „Dekantieren bei Kerzenlicht“ und „Delikatessen in der Badewanne“ unvollendet. Dies ist umso bedauerlicher, als er auch hier sicherlich einiges Erhellendes beigetragen, wenn nicht sogar ein grundlegendes Werk für ein späteres Forschungsfeld geliefert hätte. Aber man darf nicht grübeln, denn Loriot hat uns das Standardwerk „Der gute Geschmack“ hinterlassen. Hier werden wir fündig und kochen alle Rezepte gegen die Trauer und für den Leichenschmaus.

Zum Kosakenzipfel gibt es dann keine Campingbekanntschaften, kein Jodeldiplom, sondern Wein und Wodka.

 

Santé!

Loriot: Der gute Geschmack. Erlesene Rezepte für Küche und Karriere. Diogenes Zürich. 7,90€


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