Zum Inhalt
31. Jul 14

Blogparade #lieblingsjobs

von Nik

IlovemyjobWarum ich meinen Blog nach drei Jahren wieder aufleben lasse? Nun, weil meine liebe Freundin und Kollegin Annette Lindstädt von der worthauerei eine Blogparade zum Thema #lieblingsjobs veranstaltet. Das ist doch die Gelegenheit, sich einmal ein paar Gedanken über seinen Job zu machen.

Gastrosophie

Ich bin Gastrosoph und ich liebe meinen Job. OK, das Unangenehme zuerst, denn das Anstrengende als Gastrosoph ist die Tatsache, dass man diesen Begriff meistens erklären muss. Was ist ein Gastrosoph? Was Gastrosophie? Wörtlich übersetzt bedeutet Gastrosophie: „Die Weisheit des Magens“ und bedeutet nichts anderes, als das man den Verstand an die körperlichen Sinneseindrücke koppelt und über die Bedeutung von Nahrungsmitteln – auch jenseits von reinen funktionalen Zusammenhängen – nachdenkt. Mit anderen Worten: Die Gastrosophie stellt die Philosophie vom Kopf auf den Magen. Dies nur als einführende kurze Erklärung, denn ich finde Gastrosophie toll und möchte gerne auch andere Menschen dafür begeistern, ohne missionarisch werden zu wollen, sondern einfach aus Spaß an der Sache. Das Schöne an der Gastrosophie ist sicherlich auch, dass man erst mit der Zeit begreift, wie viele Sachen in unserem Leben mit Nahrung, Genuss, Essen und Trinken zusammen hängen. Als dann mal vor einigen Jahren der WDR einen Beitrag von mir mit den Worten „der einzige hauptberufliche Gastrosoph im Sendegebiet“ anmoderierte, habe ich mich über dieses Alleinstellungsmerkmal, das mir bis dahin gar nicht bewusst war, gefreut. Ja, ich bin Gastrosoph. weiterlesen …

3. Sep 12

Tartuffel – Magazin für Gastrosophie

von Nik

An alle Freunde meines Gastroblogs. Seit Juli 2011 hat das feine Magazin für Gastrosophie Tartuffel das Licht der virtuellen Welt erblickt. Hier erscheinen regelmäßig Artikel von mir zur Gastrosophie.

Ähnlich wie im Blog die Kategorien fest, flimmernd, flüssig sind im Magazin die Sparten Phänomene, Charaktere, Bücher enthalten. Mittlerweile ist auch die gastrosophische Zutatenliste dort derart angewachsen, dass man sich schon jetzt ein umfassendes Bild zur Gastrosophie machen kann. Und natürlich werden hier auch die gastrosohischen Köpfe gewürdigt, nicht zuletzt unser Patron Èditorial Dieter Müller.

Zu Gunsten dieses Magazins habe ich die Aktualisierungen in diesem Blog zur Zeit eingestellt, wer möchte kann aber hier im Archiv stöbern und bei mehr als 200 Artikeln sicherlich die eine oder andere Überraschung finden. Aktuelle gastrosophische Gedanken gibt es aber wöchentlich neu unter www.tartuffel.de.

Ich freue mich, wenn ihr hier vorbeischaut.

Gastrosophische Grüße

Nikolai Wojtko

24. Aug 11

Mops&Wein

von Nik

Es tut weh, wenn ein guter Freund geht. Ich kannte ihn nicht und doch seit meiner Kindheit. Loriots Werke stehen seit langen Jahren in meinem Bücherregal. Seine Zeichnungen haben mir den Zugang zur Bildsprache verschafft. Er hat mich begleitet wie ein guter Bekannter, nur unaufdringlicher. Nie ungefragt, bis heute. Da macht er auf die denkbar schlechteste Art auf sich aufmerksam, was eigentlich nicht seinem Naturell entspricht und genau genommen natürlich nicht verzeihlich ist.

Als die Deutsche Gesellschaft für Soziologie ihn im letzten Jahr zu ihrem Ehrenmitglied ernannte, freute ich mich schon auf die Sondersendungen zu seinem 90igsten Geburtstag. Für mich war klar: Diesen Mann haut nichts aus den Pantinen. Wer so liebevoll mir den Objekten seines Humors umgeht, der wird sicherlich 120 oder mehr Jahre alt.

Loriot ist zu früh verstorben. Mit ihm ist ein erstaunlich aktiver kulinaristischer Geist von uns gegangen. weiterlesen …

17. Aug 11

Leidenschaftlicher Luxus

von Nik

In Zeiten globaler Weltwirtschaftskrisen wird die Angst vor einem finanziellen Kollaps gerne durch das Gegenbild, die Lust an der Verschwendung gebrochen. So wie Reichtum und Armut sind Krise und Verschwendung untrennbar zwei Seiten derselben Medaille.

So wie jedoch die Krise gleich einer Kur eine heilende Wirkung darstellen und zu neuem Aufschwung führen kann, kann der Luxus die Grundlage für viele kulturelle Errungenschaften darstellen. Wenn sich ein Museum dem Phänomen Luxus nähert, so darf man annehmen, dass die Kuratoren auch auf krisenhafte Tendenzen der Gegenwart hinweisen wollen. weiterlesen …

10. Aug 11

Kricket, Spiel aus einer anderen Welt

von Nik

Man kann sich noch gut an die Verzweiflung der Römer erinnern, als sie in „Asterix bei den Briten“ mit den Gepflogenheiten auf der Insel konfrontiert wurden. Denn diese Briten unterbrachen einfach täglich gegen 5 Uhr die Kampfhandlungen, um eine Tasse heißes Wasser mit einem Tropfen Milch zu sich zu nehmen. Dazu legten sie alle 5 Tage eine Pause von 2 Tagen ein, um ihr Wochenende zu genießen. Da kann man als erfahrener römischer Legionär schon mal aus der Haut fahren. Aber Julius, der große Stratege legt einfach die Kampfzeiten auf die Pausenzeiten seiner Gegner und besetzt so im Handumdrehen die britische Insel.

Trotz der römischen Besatzungszeit sind die Teezeiten den Briten heilig geblieben. Dies zeigt sich am Anschaulichsten in der britischsten aller Sportarten: dem Kricket. Denn hier gibt es neben den Auszeiten für den Tee auch noch die Verpflichtung für die Gegner die Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen. weiterlesen …

3. Aug 11

Branntweinimperium

von Nik

Wer kennt schon Solomon Gursky? Kein Mensch, aber es lohnt sich, diesen Mann für sich zu entdecken. Denn schließlich bildet diese bezaubernde Romanfigur die Metapher für einen der größten Spirituosenkonzerne der Welt.

Dabei scheint die Fiktion des Romans mit der Wirklichkeit zu verschmelzen. Just in dem Moment, in welchem sich der Konzern von seinem Kerngeschäft trennt wird der Roman veröffentlicht. Als der Konzern verkauft wird, stirbt der Autor Mordecai Richler. Was also hat es mit dem Roman „Solomon Gursky war hier“ auf sich? Und was hat es mit dem kanadischen Konzern Seagram´s auf sich?

Der wahre Kern der Geschichte

Joseph E. Seagram beteiligte sich 1869 als Partner an einer Brennerei, welche er 1883 übernahm und ihm seinen Namen gab. Samuel Bronfman kaufte die kleine Destillerie in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts auf und profitierte von der Prohibition in den USA. Zu seinen wichtigsten Kunden zählten zu dieser Zeit Al Capone und Arnold Rothstein, welche die Spirituosen illegal unters Volk brachten. weiterlesen …

27. Jul 11

Paranoia – Essen unter Verfolgungswahn

von Nik

Shutter Island“ ist Martin Scorseses filmischer Beitrag zum Thema einer ins Extrem gesteigerten Paranoia. Dabei gelingt es dem Regisseur, die Zuschauer selbst in die Lage des Kranken zu versetzen. Alles, was sie erleben ist schon Teil der paranoiden Phantasmagorie. Erst spät müssen sich die Zuschauer eingestehen, dass sie sich haben täuschen lassen. Aus der „whodunit“ Perspektive taucht auf einmal die der Gesunden als feindliche Perspektive auf. Erst jetzt wird der Zuschauer damit konfrontiert, dass er alle Überlegungen aus der Perspektive des paranoiden Hauptdarstellers heraus angestellt haben.

Dies ist sicherlich ein Grund dafür, dass dieser Film von so manchem getäuschten narzisstischen Filmkritiker kein gutes Zeugnis erhielt, obwohl der Film selbst gerade durch diese Grundidee überzeugt und sicherlich zu den am besten strukturierten Filmen des amerikanischen Regisseurs zu zählen ist.

Was jedoch von jeglicher Kritik unbeleuchtet blieb: das Essen im Film findet nicht statt. weiterlesen …

20. Jul 11

Kriegsküche und Tee trinken

von Nik

Fast Täglich ist in den letzten 4 Monaten von den kriegerischen Auseinandersetzungen in Lybien die Rede. Mittlerweile hat man gemerkt, dass Gaddafi nicht einfach aus dem Land zu treiben ist. Auch die täglichen Angriffe der Nato scheinen mehr zivile Menschenleben zu fordern, als militärische Vorteile. Verblüffend ist jedoch, wie schnell sich große Teile der Bevölkerung bewaffneten, um dem Aufstand gegen die Führung des Landes Geltung zu verschaffen.

Waffen sind jedoch nur die eine Seite eines für westliche Augen relativ spontan sich entspannenden Aufstandes. Sicherlich wird es in den letzten Jahren zu vielfältigen Vernetzungen der Regimegegner gekommen sein. Was jedoch überrascht, ist die Logistik der Versorgung. Wie schafft man es, über 10.000 Menschen – die bis vor kurzer Zeit noch ganz bürgerlichen Berufen nachgingen, bevor sie sich entschieden haben, ihre Ideen mit der Waffe in der Hand umzusetzen – mit mehreren Mahlzeiten zu versorgen, täglich?

Fahmi Radschab hat bis zum Beginn der Revolution in einem der großen Hotels in Benghasi als Koch gearbeitet. Jetzt leitet er im Garten eines ehemaligen Restaurants die größte Küche Lybiens. weiterlesen …

13. Jul 11

A wie Cidre

von Nik

An apple a day keeps the doctor away. Das englische Sprichwort verspricht, dass der regelmäßige Verzehr von Äpfeln den Arzt zu einem armen Mann werden lässt. Tatsächlich steckt in diesem Kalenderspruch mehr Wahrheit, als man zunächst annehmen sollte. Denn Äpfel sind nicht nur reich an Vitamin C, sie enthalten mehrere Mineralstoffe und zahlreiche Spurenelemente. Darüber hinaus soll der regelmäßige Verzehr von Äpfeln soll Krebsvorbeugende Wirkung haben.

Im 19. Jahrhundert wurde die gesundheitsfördernde Wirkung des Apfels erkannt und der Anbau zunächst in England, dann aber auch auf dem europäischen Kontinent und in den USA stark gefördert. Schließlich diente der Apfel auch als preiswerte Nahrung für das durch die beginnende Industrialisierung entstehende Proletariat.

Mittlerweile hat der Apfel seinen so festen wie vielfältigen Platz auf dem Speisplan. Es gibt – ähnlich wie für die Kartoffeln – unzählige Zubereitungsarten für ihn, man kann ihn darüber hinaus auch einfach pur genießen. In der Literatur und der darstellenden Kunst wird der Apfel gerne als Fruchtbarkeitssymbol verwendet und ist seit seiner Interpretation als Frucht vom Baume der Erkenntnis im Garten Eden, sozusagen seit Adam und Eva nicht mehr wegzudenken. weiterlesen …

6. Jul 11

Bierarchäologie

von Nik

Über Jahrhunderte galt Bier in weiten Teilen der Welt als Grundnahrungsmittel. Die Sumerer verbrauchten große Teile ihres Getreideanbaus zur Bierherstellung. Seefahrende Völker nutzten das länger haltbare Bier als Nahrungsquelle auf den Schiffen und noch die kräuterheilkundige Hildegard von Bingen zog den Genuss von Bier dem von Wasser vor. Kein Wunder: im Mittelalter wurde Bier vor allen Dingen gebraut, um den Durst auf gesunde Art zu löschen. So kam es, dass auch Kinder mehrere Liter dieses Getränks täglich zu sich nahmen.

Für eine typische englische Familie in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts – zu einer Zeit, in der sich der Genuss von Kaffee allmählich ausbreitet – stellt Wolfgang Schivelbusch in seinem grundlegenden Werk zur Geschichte der Genussmittel fest – beträgt der pro Kopf Verbrauch an Bier 3 Liter täglich, die Kinder sind hierbei eingeschlossen. „Das Bierbrauen gehört in dieser Zeit – obwohl es auch schon große Brauereien gibt – noch zur Hauswirtschaft wie das Brotbacken und das Schlachten. Es liegt in der Obhut der Hausfrau.weiterlesen …