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Blogparade #lieblingsjobs

von Nik zu 31. Juli 2014

IlovemyjobWarum ich meinen Blog nach drei Jahren wieder aufleben lasse? Nun, weil meine liebe Freundin und Kollegin Annette Lindstädt von der worthauerei eine Blogparade zum Thema #lieblingsjobs veranstaltet. Das ist doch die Gelegenheit, sich einmal ein paar Gedanken über seinen Job zu machen.

Gastrosophie

Ich bin Gastrosoph und ich liebe meinen Job. OK, das Unangenehme zuerst, denn das Anstrengende als Gastrosoph ist die Tatsache, dass man diesen Begriff meistens erklären muss. Was ist ein Gastrosoph? Was Gastrosophie? Wörtlich übersetzt bedeutet Gastrosophie: „Die Weisheit des Magens“ und bedeutet nichts anderes, als das man den Verstand an die körperlichen Sinneseindrücke koppelt und über die Bedeutung von Nahrungsmitteln – auch jenseits von reinen funktionalen Zusammenhängen – nachdenkt. Mit anderen Worten: Die Gastrosophie stellt die Philosophie vom Kopf auf den Magen. Dies nur als einführende kurze Erklärung, denn ich finde Gastrosophie toll und möchte gerne auch andere Menschen dafür begeistern, ohne missionarisch werden zu wollen, sondern einfach aus Spaß an der Sache. Das Schöne an der Gastrosophie ist sicherlich auch, dass man erst mit der Zeit begreift, wie viele Sachen in unserem Leben mit Nahrung, Genuss, Essen und Trinken zusammen hängen. Als dann mal vor einigen Jahren der WDR einen Beitrag von mir mit den Worten „der einzige hauptberufliche Gastrosoph im Sendegebiet“ anmoderierte, habe ich mich über dieses Alleinstellungsmerkmal, das mir bis dahin gar nicht bewusst war, gefreut. Ja, ich bin Gastrosoph.

Kochen. Schauen. Schreiben

Lange Zeit wusste ich gar nicht, dass es ein solches Betätigungsfeld gibt, geschweige denn, dass man dieses zu seinem Beruf machen kann. Aber Essen, Kochen, Schreiben und Philosophie hat mich schon seit langer Zeit beschäftigt. Kochen hat bei mir sehr zentral etwas mit Unabhängigkeit zu tun. Zu der Zeit als ich in der Schule lernte zu lesen, durchstöberte ich auch die ersten Kochbücher. Sicherlich, da sie zu Hause eine akzeptierte Form der verpönten Comics waren: hier gab es nicht nur Textkolonnen, sondern stets auch Angaben zu Zutaten und Mengen, sowie Bilder der Gerichte. Zum ersten Mal konnte ich mir Nudeln mit in Butter gebratenen Apfel-Zucker-Zimt Stücken machen und dem Geruch der damals üblichen Mirácoli-Soße entgehen. Ein unglaubliches Erlebnis. Endlich ein Essen von mir entworfen, ausschließlich aus Zutaten, die ich alle ohne Abstriche liebte. Natürlich war dieses Rezept für lange Zeit mein unangetasteter Favorit in der Küche. Zugegeben: lange Zeit habe ich dann die unterschiedlichen Felder Kochen, Lesen, Schreiben nicht in einem Zusammenhang gesehen und manches Mal geht man im Leben Umwege, um überhaupt erst erkennen zu können, was man eigentlich machen möchte. Als tätiger Medienwissenschaftler schrieb ich nebenbei für unterschiedliche Magazine Filmkritiken. Als ich „München“ von Steven Spielberg bei einer Pressevorführung sah, war ich verblüfft darüber wie zentral die Motive Küche, gemeinsames Kochen und Essen in verschiedenen Zusammenhängen die Geschichte dieses Filmes und seiner Protagonisten erzählten. Zum ersten Mal sah ich einen Film, in dem ich das Sitzen um einen Esstisch und das Essen nicht als reine Staffage ansah, sondern als elementares Modell der filmischen Erzählung. Dies war umso augenfälliger, als der Film natürlich eine Geschichte erzählt, die man nicht im Bereich von Küchenpsychologie ansiedelt und auch nicht in einem familiären Zusammenhang rund um den jeweils heimischen Herd vermuten würde. Von da an sah ich Filme mit anderen Augen. Um es kurz zu machen: Große Regisseure, oder auch große Filme erzählen gerne auch eine Geschichte von Essen oder verwenden Getränke um die Handlung zu unterstreichen. Genau zu dieser Zeit sah ich noch einmal den „Paten“ und der Kommentar des Regisseurs Francis Ford Coppola bestätigte mich in meinen Vermutungen. Coppola selbst sagte, dass dieser Film natürlich auch einer über Essen und Trinken sei. Er wollte auf jeden Fall ein Rezept in jedem seiner Filme haben, so dass die Leute egal wie ihnen der Film gefällt zumindest ein gutes Rezept mit nach Hause nehmen können. Im Paten gibt es ein Rezept für eine Tomatensoße mit Würstchen, aber man müsse lediglich den Weg der sizilianischen Süßspeise, den Cannolis verfolgen und könnte die Geschichte des „Paten“ erzählen. Seine Aussage „Achten Sie auf den Weg der Cannolis“ erweiterte meine Art der Betrachtung von Filmen und damit auch meine Art über Filme zu schreiben. Immer stärker rückten Dinge des Essens dabei in den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Und allmählich kam mir die Idee auch Bücher, die ich rezensieren wollte aufmerksam auf das Thema Essen und Trinken hin abzuklopfen. So verschoben sich langsam die Akzente meiner Arbeit.

Gastrosophie-Blog

2006 wagte ich mich dann, dieses Blog zu machen. Rückblickend kann man anhand der zahlreichen Artikel die Vielschichtigkeit des Themas erkennen. Das war zugleich auch der Startschuss, um für Kundemagazine, Onlineprotale und Zeitungen zu arbeiten, denn die Beschäftigung mit Kochen wurde zu dieser Zeit bis in die Tageszeitungen hinein salonfähig. Mittlerweile haben ja auch die Kulturwissenschaften das Essen als ein bislang von ihnen vernachlässigtes Thema entdeckt, es scheint so, als würden wir im Essen endlich wieder mehr sehen, als Fett, Gefahr und Diäten und das ist gut so. Ein schöner Aspekt an meinem Beruf ist, dass ich Interviews mit Leuten machen kann, die ich immer schon mal gerne kennen gelernt hätte. Jürgen Dollase hat mich überhaupt erst auf den Aspekt aufmerksam gemacht, wie immanent politisch die Beschäftigung mit Essen und Trinken ist. Denn als Konsument können wir jeden Tag Entscheidungen darüber treffen, was wir essen wollen und was nicht. Dabei geht es nicht nur um unsere persönlichen Vorlieben, sondern auch darum, ob wir z.B. Hühner aus Massentierhaltung kaufen oder eben nicht und durch unsere Nachfrage ganz praktisch für Veränderungen der Produktion sorgen können. Seit zwei Jahren biete ich nun auch Koch-Coachings an, um in einem netten Rahmen bei gemeinsamen Kochen und Essen dieses Wissen vermitteln zu können.

Kochbücher fördern die Zusammenarbeit

Spannend ist aber neben dem Schreiben und Coachen für mich vor allem die Arbeit an Kochbüchern. Denn hier hat man Zeit sich in ein Thema einzuarbeiten und vor allem kann man sich – jenseits des Texthorizontes – Gedanken über das Gesamtkonzept machen. Welche Bildsprache möchte man für das Thema verwenden? Welche unterschiedlichen Geschichten sollen in dem Buch erzählt werden? Wie kann man Rezepte gut ins Bild rücken? Wie diese Rezepte durch Texte unterstützen? Dabei ist es auch interessant hinter seinem Schreibtisch hervorkommen zu können, um mit Köchen, Fotografen und Verlegern die Themen gemeinsam zu besprechen, abzustimmen und mit ihnen zusammen zu arbeiten. Zusammenarbeit ist dabei ein schönes Stichwort, denn ich arbeite gerne mit Leuten zusammen und dies gerne auch über längere Zeiträume, da man sich durch die gemeinsame Arbeit besser kennen lernt und sich aufeinander einspielen kann.

Eine Zusammenarbeit sollte an dieser Stelle wirklich nicht unerwähnt bleiben: die mit meiner ältesten Freundin Annette Lindstädt mit der die Zusammenarbeit fast immer so interessant ist, wie unsere Gespräche beim gemeinsamen Glas Wein. Sie war es auch, die mich mit ihrer freundlichen aber zielgerichteten Beharrlichkeit dazu gebracht hat, mich als Gastrosoph selbstständig zu machen. Ohne Sie gäbe es dieses Blog nicht und ich hätte wohl nicht meinen Lieblingsjob. Daher ist es für mich umso schöner, dieses Blog durch ihre Blogparade #lieblingsjobs aufleben zu lassen.

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