Welches Land hat seine Hauptstadt nach einem Koch benannt?
Ho Ho Ho Chi Minh schallte es einst unter erhobenen Fäusten in den Himmel. Auch wenn sich der Sinn nicht direkt aus diesen Worten erschließt: gemeint war eine nebulöse Anrufung eines Mannes, der selbst schon über den Wolken hing und daher eher seelischer als körperlicher Natur war. Denn der Mann starb 1969, also in einer Zeit als die meisten Sprechchöre, die ihm zu Ehren dienten, noch gar nicht erschallt waren. Dies allein ist schon ein Grund, den Mann, der schon zu Lebzeiten, aber erst recht posthum Ehrungen erfuhr, vom Kochtopf her zu betrachten.
Vieles über Ho Chi Minh ist unklar. Allein die unterschiedlichen Datierungen seines Geburtsdatums erstrecken sich über einen Zeitraum von nicht weniger als 13 Jahren. Nimmt man die offizielle Version, dann wurde er unter dem Namen Cung im Jahr 1890 geboren. Insgesamt werden ihm etwa 50 Pseudonyme zugerechnet. Ho Chi Minh nannte er sich seit 1942.
Von seinem Vater, einem Mann dem es gelungen war, vom Lande kommend einen Doktortitel zu erlangen, der sich aber aus Protest gegen die französische Kolonialmacht weigerte, in den Staatsdienst einzutreten, erbte er die Abscheu gegen die Besatzungsmacht seines Landes. Früh überwarf er sich mit seinem Vater, da er nach seiner konfuzianischen Ausbildung die Lehre nicht leben, sondern sich gegen die Unterdrücker seines Landes erheben wollte. Aus diesem Grund griff der junge Mann nicht zu den Waffen, sondern zum Kochlöffel.
Ho Chi Minh wollte die damalige Kolonialmacht Frankreich von Innen heraus verstehen lernen und was eignet sich bei diesem Land besser, als die Kunst des Kochens zu ergründen? So heuerte er im Londoner Hotel Carlton an und lernte sein Kochhandwerk bei keinem Geringeren als dem Kochpapst des damaligen Frankreichs: Georges Auguste Escoffier, der spätestens mit seinem Buch Guide Culinaire die Haute Cuisine wesentlich beeinflusste.
Erst nach dieser grundlegenden Ausbildung in Kulinarik und weiteren Stationen als ausgebildeter Koch, die ihn bis nach Boston brachten, wendete sich Ho Chi Minh 1917 dem politischen Frankreich zu und schloss in Paris Kontakte zu sozialistischen Politikern. Ziel seines Engagements war es, sich gegen den Kolonialismus zu wehren und sein Land in die Unabhängigkeit zu führen.
Als klassisch ausgebildeter Koch kannte er die Vorlieben und Techniken seines Gegners und erreichte 1945 die Unabhängigkeit Vietnams. Nach den Befreiungskriegen wurde er 1954 der erste demokratisch Gewählte Präsident seines Landes. 1975 wurde Saigon in Hoh-Chi.Minh-Stadt umbenannt. Vietnam ist damit das einzige Land auf der Welt, dessen Hauptstadt – bemessen an der Einwohnerzahl – nach einem Koch benannt ist.
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