China is(s)t sich grün
Was wir vom Reich der Mitte in unseren Medien mitbekommen, geht selten über Städtebau, Korruption und Umweltskandale hinaus. Dieses Land, das etwa 20% der Weltbevölkerung beheimatet, verfügt lediglich über 7% der Weltanbaufläche. Kein Wunder, dass man in China darüber nachdenken muss, wie man Lebensmittel produziert.
Im Zuge der industriellen Entwicklung der letzten 30 Jahre ist man dazu übergegangen die Produktion zu erhöhen, koste es was es wolle, schließlich musste die Bevölkerung, die zunehmend vom Land in die Städte strömte versorgt werden. Doch als der Skandal der mit Melamin verseuchten Babymilch, in dessen Folge über 300.000 Babys schwer erkrankten, publik wurde, war das Vertrauen der Chinesen in ihre Lebensmittelindustrie stark erschüttert.
Mittlerweile hat in China ein Umdenken eingesetzt. In seiner neuesten Ausgabe berichtet das NZZ Folio Magazin davon, dass Chinesen zunehmend grün essen. Gerade die städtische Mittelschicht – etwa 100 Millionen Menschen – legen mittlerweile Wert auf gesunde Nahrungsmittel. Schließlich ist man über das Maß an chemischer Belastung in Lebensmitteln und die skrupellosen Machenschaften mancher Geschäftleute zutiefst beunruhigt.
Mit diesem neuen Bewusstsein geht ein fundamentales Umdenken einher. Es gibt mittlerweile eine größer werdende Zahl Chinesen, die selber ihre Lebensmittel auf gepachtet Parzellen anbaut, oder die extra zu grünen Bauernhöfen fährt, um ökologisch angebaute Lebensmittel zu kaufen. Mit der Nachfrage an unverseuchten Lebensmitteln steigt das Bewusstsein der Umweltverschmutzung allgemein. Sehr wahrscheinlich ist die industrielle Entwicklung, die China einen gewaltigen wirtschaftlichen Boom aber auch ein ökologisches Desaster eingehandelt hat allmählich an ihre Grenzen geraten.
Denn eine ökologische Landwirtschaft bedarf neben unverseuchten Böden auch saubere Luft. Doch gerade die ist in Chinas Städten nicht mehr zu haben. Von den weltweit 20 Städten mit der größten Luftverschmutzung sind 16 chinesische.
Der schnell wachsende Markt der Bioprodukte könnte in China eine ökologische Innovation ungeahnten Ausmaßes auslösen. Gastrosophie und Umweltschutz würden so Hand in Hand gehen. Vielleicht wird China schon in wenigen Jahren Bioprodukte exportieren.
Die Entwicklung verspricht spannend zu werden.
Santé!