Meeres-Zeit
Der Winter liegt in den letzten Zügen. Die Tage werden länger. Die ersten Sonnenstrahlen wärmen schon wieder den halbverfrorenen Geist und Körper. Kein Wunder also, dass man sich in diesen Tagen, die den Frühling ankündigen aktiver fühlt und Reisepläne schmiedet.
Was gibt es in dieser Zeit Schöneres, als einen Ausflug an die See zu unternehmen? Man packt die notwenigsten Sachen und lässt sich die ersten warmen Sonnenstrahlen beim Rauschen der Wellen auf die Nase scheinen. Dabei vergisst man sehr leicht die Zeit, lebt und genießt ganz einfach den Moment. Denn dieser Augenblick, der den Frühling ankündigt ohne schon selbst ganz Frühling zu sein, wirkt am Meer wie ein zeitloses Versprechen.
Wenn die Neujahrsnacht das alte Jahr durch die Ankündigung des Neuen mit Böllern und Raketen verabschiedet, so ist dies ein eher rationaler Akt, der eben durch das Feuerwerk eine sinnliche Färbung erhält. Denn die Tage des neuen Jahres sind noch genauso kalt und genau so kurz wie die des Vergangenen. Jetzt aber scheint sich mit dem Ende des Winters das Jahr in seiner Sinnlichkeit zu zeigen. Die Tage sind nun schon fast genau so lang wie die Nächte und die Kälte ist Vergangenheit.
Das Meer zeigt auf seine ihm eigene beeindruckende Art das, was der Kalender nur abstrakt zu leisten vermag. Beschreibt die Uhr, wenn sie gegen Mitternacht das neue Jahr verkündet, lediglich den gleichförmigen Verlauf der Zeit in seiner symbolischen Abstraktion, so beschreiben die Wellen des Meeres in ihrer steten Wiederkehr eine nur scheinbar flüchtige Konstante, die lediglich durch das Wetter verändert wird.
Locken am Neujahrtag Heringshappen und Lachsschnittchen, um gegen den Silvesterkater anzurücken, so braucht man hier am Strand weder künstliche Stimulanz, um Lust auf Fisch zu bekommen. Die Meeresbrise macht Appetit auf Meeresfrüchte, Muscheln und Fisch zu denen sich ein Glas Wein wie selbstverständlich – und nicht vom Kalender gefordert – gesellt.
Genießen wir diesen meer-haften Jahresbeginn.
Santé!