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Schweizer Käse

von Nik zu 3. November 2010

Mein Erweckungserlebnis hatte ich mit 14 Jahren. Damals fuhr ich zum 1. Mal in die Schweiz, genauer gesagt nach Graubünden. Ich hatte keine Vorstellung von dem, was mich da erwarten sollte, fand aber das Panorama der steil aufragenden Berge, die plötzlich unseren Weg flankierten atemberaubend. Es ging zu einem Urlaub, genauer zu meinem ersten Sommerurlaub auf einem Berg.

Wir verbrachten mehr als 2 Wochen in der Abgeschiedenheit einer Alm. Die Kühe schauten morgens in unser Fenster rein und abends konnten wir die frische Milch trinken, die so wunderbar nach den Kräutern der Wiese schmeckte. Zu dieser Zeit mochte ich keinen Käse. Zu Hause gab es Gouda in Scheiben und etwas Schlimmes mit einem Champignon auf der Verpackung drauf. Insofern war mein Respekt groß, als der Senn bei unserer ersten Begegnung ein großes Stück Käse von einem riesigen Laib schnitt und mir mit seinen wuchtigen Fingern unter die Nase hielt. Von dem, was der Mann mir auf Räteromanisch erzählte, verstand ich kein Wort, aber unter seinem Bart strahlten mich seine Augen so an, dass ich nicht anders konnte, als zuzugreifen. Hier oben, dem Himmel um zweitausend Meter näher probierte ich diesen Käse und verliebte mich in diesen neuen herrlichen Geschmack nach Kräutern, Milch und Wohlgefallen.

Jetzt endlich liegt das erste Standardwerk zum Schweizer Käse vor. Und was für eins! Es kostet mehr als ein Kilo Schweizer Rohmilchkäse, ist aber jeden einzelnen Cent wert. Denn was Dominik Flammer hier zu Papier bringt, ist nicht nur die lange erwartete umfassende Geschichte des Schweizer Käses. Nein, er stellt vor allen Dingen die unterschiedlichen Käsesorten vor und die Menschen, die diese Rohmilchkäse derart verfeinern, dass man wahrlich von einer Kunst des Käsens sprechen kann. Der Text ist spannend, schnell, zupackend und man spürt in jeder Zeile die Verbundenheit seines Autors mit dem Thema.

Dazu besticht das Buch durch die kongenialen Bilder von Fabian Scheffold, der es meisterhaft versteht, Landschaften, Käse und Menschen abzulichten. Das Produkt Käse wird hier als vielschichtiges Kulturprodukt vorgestellt und man begreift sofort, dass die Schweiz nicht nur auf ihre Schokolatiers, sondern vor allem auf ihre Käsekreateure stolz ist. Denn zu den Bergen, gehören nicht nur die Almen und die frischen Kräuter, sondern vor allem auch die Tiere und die aus ihrer Milch gewonnenen Käse.

Dieses Buch ist so hervorragend, dass sogar sein Anhang liebevoll gestaltet ist. Wenn man erst die unterschiedlichen Käse bestaunt hat, wird man hie nach einem passenden Händler suchen, wenn man nicht gleich in die Schweiz reisen kann, um mehrer Käse zu probieren. Abschließend wird einem das Verzeichnis der unterschiedlichen Käsesorten der Schweiz präsentiert. Nach Sichting der Liste von Aaren Käse bis Züri-Taler mit etwa 800 unterschiedlichen Sorten stellt man fest, dass anscheinend jede Alm ihren ganz speziellen Käse fertigt.

Nicht überraschend, dass dieses Buch auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit der goldenen Feder, der höchsten Auszeichnung der „Gastronomischen Akademie Deutschlands“ ausgezeichnet worden ist.

Santé!

Dominik Flammer, Fabian Scheffold: Schweizer Käse. Ursprünge, traditionelle Sorten und neue Kreationen. ISBN: 978-3-03800-474-5. AT Verlag Baden und München 2009, 344 Seiten geb. 59,90€

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