Weinstein
Haben sie schon einmal festgestellt, dass sich Gastgeber in drei unterschiedliche Weinkategorien unterscheiden lassen? Nun, die einen machen sich nichts aus Wein und bilden vom Getränk aus betrachtet den unrelevanten Ausschuss. Der Rest der gastgebenden Menschheit lässt sich folglich in zwei – für den oberflächlichen Betrachter kaum zu unterscheidende – beinahe diametrale Gruppen unterscheiden. Ich spreche hier nicht von den Weintrinkern, für die der Korken alles und der Rest nichts ist. Nein, mittlerweile darf man der Verpackung des Weines nicht mehr oberste Priorität zumessen. Denn schließlich gibt es wirklich sehr schlechte Korken, die für jeden, der sich auf einen guten Schluck gefreut hat, ein wahres Ärgernis darstellen. Zum anderen haben die Winzer reagiert und liefern gut trinkbare Weine mit Glaskorken oder im Weinschlauch, der hierzulande lange gebraucht hat, um sich vom Image des Tetrapacks zu befreien.
Wenn sie einmal darauf geachtet haben, wie ein Gastgeber eine Flasche Wein öffnet, dann werden sie mir intuitiv zustimmen, wenn ich sage, es gibt Menschen, die diese Tätigkeit wie nebenbei, allerdings mit der notwendigen Sorgfalt – etwa die, die man benötigt, um ein Ei zu pellen – bestreiten. Die andere Gruppe Gastgeber, ja man kann hier sicherlich schon von einem anderen Schlag Mensch sprechen, zelebriert das Entkorken – denn in diesem Fall handelt es sich ausschließlich um klassisch verkorkte Flaschen, etwas anderes wäre in den Wohnungen dieser Menschen schlicht nicht vorstellbar, zumindest solange sie sich in der Rolle des Gastgebers wissen – der Flasche. Da wird zunächst die Flasche schräg in die Hand gelegt. Entweder wird die Brille in die Stirn geschoben, oder die Augen werden zusammengekniffen. Dann wird die Flasche mit Kennermine begutachtet. Auch der Gast darf von einiger Entfernung mitbekommen, dass er sich hier auf einen edlen Tropfen zu freuen hat. Anschließend wird der Korken mit vollem Körpereinsatz aus der Flasche gezogen. Der Wein landet in den extra dafür polierten Gläsern und darf bestaunt und berochen – aber auf keinen Fall gekostet werden. Denn schließlich soll der Gute erst etwas Zeit bekommen, um zu atmen, was ihm sichtlich gut tut.
Unabhängig davon, wie man diese Unterschiede bewerten möchte, sollte man festhalten, dass ein Getränk immer eine Beachtung verdient hat, denn schließlich wollen wir uns ja selbst etwas gutes tuen, wenn wir uns etwas einverleiben. In welchem Maße man diese Einkehr zelebrieren mag ist sicherlich Geschmacks- und Situationssache. Die Wartezeit hat neben der inneren Sammlung aber noch etwas für sich: der Weinstein kann sich setzen.
Santé!
Weinstein….
Ja, als Biertrinker kennt man Weinsteinsäure, die man in der Apotheke kaufen kann und mit der sich vorzüglich entkalken läßt 😉
Rey