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Brotkultur

von Nik zu 23. März 2011

Jetzt ist es amtlich: der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks möchte, dass die von ihm beförderten Produkte mit dem Weltkulturerbestatus geadelt werden. Denn wer bitte schön, kann so gutes Brot backen wie wir Deutschen? Na, wer? Jetzt kommen sie aber nicht mit Frankreich, die haben ihr wunderbares Baguette. Gut, schon vor Jahren war aus den Federn amerikanischer Kulturwissenschaftler zu lesen, dass das Baguette in Frankreich wieder in ausgezeichneter Qualität zu haben ist. Und tatsächlich, ich habe in einem kleinen Bäckerladen auf der Rue de Abesses ein Baguette probieren können, das nicht zu unrecht im Jahr 2010 jeden Tag den Präsidenten Frankreichs beglücken durfte. In diesem Jahr hat aber ein deutsches Buch über Brot den Gourmand Award als bestes seiner Kategorie gewonnen. Was läge da näher, als nun auch nach höheren internationalen Weihen zu streben.

Und in der Tat: der Griff nach dem Weltkulturerbe wäre zugleich eine Verpflichtung für das Bäckerhandwerk, das uns so vor weiteren Aufbackteiglingen bewahren könnte. Denn schließlich liegt die Kultur nicht in einem toten Teig in Plastikfolie, sondern in dem wofür der Beruf des Bäckers eigentlich stehe sollte: langsam gebackene Brot und Brötchen aus Natursauerteig, der aus ausgesuchten Zutaten hergestellt wird.

Aufbacken ist schließlich so wenig Kultur, wie Kochkunst und hat mit Backen selbst auch lediglich die Wärme des Ofens oder der Mikrowelle gemein. Insofern kann man diese Initiative nur unterstützen. Jeder, der sich schon einmal auf die Suche nach gutem Brot gemacht hat, weiß, wie schwierig es zu finden ist.

„Mit unserem Brotregister werden wir zeigen, wie stark deutsches Brot mit der regionalen Kultur verbunden ist und die Bundesregierung darin bestärken, dem UNESCO-Übereinkommen beizutreten“, so RA Amin Werner, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Denn noch steckt das Projekt immaterielles Weltkulturerbe in den Kinderschuhen. Zunächst muss Deutschland dem internationalen Übereinkommen zum Schutz von immateriellen Kulturgütern beitreten.

Na jetzt aber mal Butter auf die Stullen.

Santé!

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Ein Kommentar
  1. RS aus HH permalink

    „Weltkulturerbe“ ! Dreister geht es kaum. Ich hoffe, daß der Welt diese Art von „Kultur“ erspart bleibt. Während früher das Backen wirklich ein Handwerk war, ist es heute eine Mischung von Mehl, getrockneter Hefe und Chemikalien. Zu unverschämten Preisen?

    Das soll Kultur sein? Dann doch eher das Bier, was noch dem deutschen Reinheitsgebot gehorcht (OK, die EU hat auch das Reinheitsgebot auf dem Gewissen, viele Brauereien richten sich zum Glück noch immer danach)

    Wie nennt man das doch gleich, was die Innung mit diesem Wunsch betreibt?
    Den Bock zum Gärtner machen?
    Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben?
    „Haltet den Dieb“ rufen (Also Ablenken von den eigenen Schandtaten?)
    Ich komme nicht darauf.

    Brot ist eines der Lebensmittel, die man besser als BIO kauft.
    Oder besser als flüssiges Brot (Bier)
    Santé

    RS

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