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Küchenlatein – Die Verbindung von Sprache und Geschmack

von Nik zu 8. August 2007

artusi_frei.jpgWenn wir etwas nicht mögen, können wir sauer werden. Etwas, das uns auf dem Magen liegt, kann uns im wahrsten Sinne des Wortes belasten. Allerdings können wir Höchstleistungen vollbringen, um das zu erreichen, wonach es uns dürstet. Dass Sprache nicht ohne Essen auskommt ist ein so altes, wie wenig beachtetes Thema, welches kürzlich eine überraschende Nuancierung erhalten hat: Fabiana Giacomotti erkennt den Ursprung der italienischen Sprache in der Küche, schließlich sei sie die Maccheroni-Variante des Lateinischen. Sie duftet nach Herd, frischen Tomaten und Speisekammer.

So kann sie einen Genuss zum Klingen bringen, den das fade Englische niemals zu erreichen vermag. „It´s not my cup of tea!“ man merkt schon beim Klang dieser Worte, wie sich unwillkürlich die Lippen zusammenziehen und die Atmung verlangsamt. Genau in einer solch typischen Redewendung steckt jedoch – folgt man Giacomotti – das sprachliche Gegenteil des Italienischen. Dieser Sprache, die schon die Worte im Mund bewegt, als wären sie knuspriges frisches Brot. Für sie hat diese Sprache eine Harmonie, als würden in ihr alle einfachen Finessen des mediterranen Essens, die gerade den Gaumen berührten, in einem langen Dialog noch einmal zum Klingen gebracht.

Da ist es nahe liegend, den Ursprung des Italienischen nicht einfach im Lateinischen zu sehen, sondern eben auch im kreativen Schmelztiegel der Küche. Schließlich gibt es wohl keine andere Nation, bei deren Gründung ein Kochbuch der ideelle Wegbegleiter war. „Pellegrino Artusis: Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens“ wurde über Generationen fester Bestandteil der Aussteuer junger italienischer Damen und schaffte in den Küchen ein Bewusstsein weit über die eigene Region hinaus. Kein Wunder, dass Artusis Erfolg nicht in einer einfachen Rezeptsammlung begründet lag, sondern in der kunstvollen Beschreibung kulinarischer Begebenheiten. Denn was die Sprache hier zum Klingen bringt, ist nichts anderes als die Übersetzung der Düfte aus dem Kochtopf.

Salute!

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