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Mr. Bond jagt Dr. Martini

von Nik zu 28. November 2006

Anmerkungen zu Casino Royale
Königlich geht es nicht gerade zu, im neuen James Bond Film. Eher handfest, massiv und zuweilen auch ungehobelt. Daniel Craig avanciert zum neuesten Agenten mit der so beliebten Lizenz zum Töten. Dabei muss der Mann buchstäblich in seine Agentenrolle hineinwachsen. Viele Passagen des Films sind so zugeschnitten, dass man sich über Bond einfach wundern muss. Da verliebt er sich zum ersten Mal, als wüsste er nicht, dass sich das für einen Geheimagenten seiner Majestät nicht ziemt. Das Schlimmste aber ist, dass Bond noch nicht einmal weiß, wie man als britischer Agent einen Martini bestellt.
“Gerührt oder geschüttelt?”
Wird er vom freundlichen Kellner gefragt. Was gibt der Brite – ein Mensch der normaler Weise für seine Höflichkeit und sein Understatement gerühmt werden müsste – hier zur Antwort?
„Sehe ich so aus, als ob mich das interessiert?“

Und schon sind wir mitten im Thema: Nein, Daniel Craig sieht nicht so aus, als ob ihn diese geheimste aller Doppelnull-Fragen interessiert. Man könnte ihn sich ohne Probleme mit einem vollen Pint vorstellen. Aber genau das – also einen Biertrinkenden Agenten – wollen wir nicht, wenn wir James Bond sehen wollen. Nein, letztlich outet sich Daniel Craig in diesem Moment als nicht geeignet für seine Rolle. Es ist eben nicht egal, wie er bestellt. Genau so wenig, wie es egal wäre, was er bestellt.

Es ist ein Jammer. Natürlich bekommt der Mime jetzt zum weltweiten Start des Spektakels durchweg gute Kritiken. Allerdings lässt uns dabei das Understatement lediglich vergessen, dass es sehr viel bessere Alternativen für den Bond-Darsteller gegeben hätte.

Sogar Robbie Williams, der scharf auf den Gebrauch von Schusswaffen zu Filmzwecken gewesen sein soll, hätte mit unnachahmlichem Augenaufschlag den Martini mit einer Stimme bestellt, der man die Anstrengungen der vergangenen Nacht noch deutlich anmerken kann. Williams hier, Craig da, schon diese Wahl zwischen Not und Elend kann nur eines verdeutlichen: Nicht ein Brite, sondern ein Amerikaner wäre dieses Mal die beste Wahl gewesen. Und wen könnte man sich als Obermartini – Besteller besser vorstellen als George Clooney, die amerikanische Mischung von Sean Connery und Cary Grant?

Natürlich und selbstredend wäre George Clooney die einzig richtige Wahl gewesen. Niemand hätte wie er bei der Bestellung des obligatorischen Martinis ruhig und ausgeglichen so viele feindliche Agenten erledigen können, um wie nebenbei der atemberaubenden Frau gegenüber mit einem schlichten Augenaufschlag den Kopf zu verdrehen. Aber ach, noch nicht einmal das Agentenuniversum des Bond-Kinos ist die beste aller vorstellbaren Welten.

Clooney hatte nach seiner Martini Reklame gelernt, dass man auch nicht als weltberühmter Star ohne Martini zu einer Party erscheinen darf. Dieser Teil der Etikette ist so zwingend am Hof britischen Geheimdienste einzuhalten, wie die richtige Antwort auf die gerührt-geschüttelt Frage.

Gerade diese Werbetätigkeit aber wurde für Clooney nicht zum Sprungbrett für Doppelnull-Tätigkeiten, sondern machte sie im Gegenteil zu Nichte. Gesucht wurde ein unbelasteter Schauspieler, der in der Öffentlichkeit nicht mit Martini in Verbindung gebracht wird. Da war für George Clooney, dem besten aller vorzustellenden Bond-Darsteller nach seiner Werbekampagne natürlich das Ende der Fahnestange erreicht Er durfte also nicht der erste Amerikaner werden, der im Auftrag ihrer Majestät lizenziert zum Töten ansetzt.

Schade, dass da noch nicht einmal für George Clooney eine britische Ausnahme gemacht werden konnte.

„No Martini, no Party!“

Herzlichst,
Ihr gastrOsOph7

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