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Eat, drink, see movies: Berlinale kulinarisch

von Nik zu 14. Februar 2007

eat_drink_frei.jpgDas Kochen und Kino eine Menge gemeinsam haben ist so alt wie der Kochtopf, bzw. der Projektor, der Dampf in die Sache bringt und das Leben auf die Leinwand wirft. Mise-en-place und mise-on-scène sind zwei Beschreibungen einer grundlegenden Technik.

Die Arrangements und Tableaus der Szene, bzw. des Tellers beeinflussen die Atmosphäre der Situation. Wenn Michael Ballhaus, der wohl bekannteste deutsche Kameramann herausstellt, dass das Timing für seine Arbeit von entscheidender Bedeutung ist, dann unterstreicht er dieser Tage auf der Berlinale etwas anderes: er möchte darauf hinweisen, wie viel er von Köchen und deren Arbeit gelernt hat, lange bevor er seine erste Kamera in der Hand hielt.


Dieter Kosslick selbst streicht in einem Gespräch mit Wolfram Siebeck die Verbindung der beiden Techniken heraus: „Im Film kommen wir ohne Schärfe nicht aus, und die wird über den Fokus hergestellt, den Brennpunkt, und Fokus heißt ja bei den Lateinern Herd. Da gibt es schon eine fundamentale Beziehung. Die Kamera ist zu vergleichen mit einer Art Topf, in dem das Rohmaterial – das Leben – in eine neue Art Transzendenz überführt wird: die Kunst.“

In Berlin spielt sich das natürlich alles etwas anders ab, zumindest zu Zeiten der Berlinale. Man steht irgendwo am Potsdamer Platz im eisigen Februarwind und wartet in einer beliebigen Schlange auf ein Ticket, den Einlass ins Kino, oder auf eine „Currywurst ohne“ für zwischen den Filmen, weil man die so nur in Berlin kriegen kann. Die Wurstbude suggeriert mit Schwenkgrill und viel Räucherwerk Wärme in den eisigen Fluchten der Baugigantonomie. Ein Blick auf die schnupfennasigen Mitarbeiter, die gerade die Würste Tütenweise aus ihren Plastikfolien befreien, lässt Schlimmes erahnen. Und wenn man dann den Preis im breiten Fränkisch gesagt bekommt und die Soße aus Plastiktuben auf die schwarz verkohlte, scheibchendünne Wurst rinnt, ahnt man: Berlin ist ein Fluchtpunkt, lebt als Vorstellungswelt fern ab vom Potsdamer Platz.

Aber schon wird theoretische Abhilfe in Aussicht gestellt, denn der Leiter der Berlinale stellt sich die Zukunft so vor: „Der Präsident von Slow Food, Carlo Petrini, hat gesagt, das Essen sollte fair, sauber und gut sein. Die Ansicht teile ich. Das sollte auch für Filmfestivals gelten.“

Bis dahin freut man sich über die kulinarisch-cineastische Grundlagenforschung und erinnert sich an Klassiker des Genres, wie Ferreris: „Das große Fressen“ oder Greenaways:“Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“. In beiden Filmen mussten die Protagonisten sterben. Ein Schicksal das sie mit vielen Vorkämpfern einer revolutionären Idee teilen.

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