Gekochte Bücher
Dass die Beste Literatur die ist, die nicht um den Tellerrand herum kommt, ahnten wir schon längst. Spätestens seit Moby Dick, dem Klassiker von Herman Melville wissen wir, dass kein Werk von Format ohne ausführliche Beschreibung eines Essens, oder wie hier der Nahrungskette, die der Walfang letztlich beendet auskommt.
Auch dem Ulysses wäre wohl nicht sein anhaltender Ruhm beschert, würde der Leser nicht ausführlich über die Essgelüste des Herrn Bloom von Anbeginn des Romangeschehens informiert. Nicht nur das Essen, sondern schon der Einkauf, als auch die Zubereitung des Frühstücks füllen Seiten in diesem bahnbrechenden Roman. Adam Gopnik hat viel in Literatur geblättert, gelesen und Details über Essen ausgegraben. Er hat sogar die Rezepte, die er während seiner Lektüre aufstöberte nachgekocht.
Im New Yorker vom 09. April schreibt er einen wunderbaren Essay zum Thema: „Heutzutage haben wir lange Kochsequenzen bei Ian McEwan, endlose Rezepte bei James Hamilton-Paterson, ausführliche Menüanalysen bei John Lanchester und detaillierte kulinarische Beschreibungen von Robert B. Parkers kraftmeierischem Detektiv Spenser. Kochen ist für unsere Literatur das, was Sex für das Schreiben in den Sechzigern und Siebzigern war, die Sache, die es wert ist, die Story anzuhalten, um sie sozusagen mit dem Leser zu teilen.“
Nicht Sex, Kochen füllt also die Bücher.
Lesehunger kann also endlich wörtlich verstanden werden.
Zum Wohl.