Bis zum letzten Bissen – Ernährungskrise?
Mittlerweile ist das Welternährungsproblem bis in die Vereinigten Staaten vorgedrungen. In Kalifornien wurde erstmals ein Grundnahrungsmittel – der Reis – rationiert. Auch wenn diese einschneidende Maßnahme lediglich für Großkunden gelten sollte, den privaten Verbraucher traf sie mittels höherer Preise. Durch die Verknappung der Grundnahrungsmittel sieht man als nichts ahnender Verbraucher zum ersten Mal die Gefahren einer Inflation an der Kasse im Supermarkt auf sich zu kommen. Nach der noch nicht überstandenen Bankenkrise jetzt das neue ernstzunehmende wirtschaftliche Gespenst am Horizont. Grund genug also, dass sich das intellektuelle Flakschiff der USA – der New Yorker – dieser Problemlage annimmt. Bee Wilson skizziert in einem informativen Artikel die zwei Generationen der alarmierenden Bücher ums Essen. Die ersten Bücher zu diesem Thema die zu Beginn des neuen Jahrhunderts auf den Markt kamen, lassen sich am Beispiel von Eric Schlossers „Fast Food Nation“ fokussieren. Hier geht es um die Sensibilisierung der Menschen vor den persönlichen und globalen Gefahren der Fast Food Restaurants. Die Alternative schien durch gesünderes Essen möglich.
Das aktuell erschienene Buch von Robert Paul „The End of Food“ (Houghton Mifflin; 26$), das den Titel eines Buches der ersten Generation von Thomas F. Pawlik aufgreift, macht nicht mehr bei den Fragen nach geschmacksneutralen Tomaten halt, sondern wird grundsätzlicher. Nach Meinung des Autors können wir uns nicht für gesundes Essen entscheiden, solange wir uns nicht gegen das schlechte Essen der Fast Food Restaurants wehren. Schlimmer noch: so lange wir nicht eine radikale Veränderung der gesamten Landwirtschaft und der globalen Lebensmittelproduktion umsetzen, werden wir bald einen Punkt erreichen, an dem wir durch Fehlproduktion Hungerepidemien und Krankheiten erzeugen. Die Produktionsbedingungen, wie wir sie heute auf der Welt vorfinden laufen ganz einfach auf einen Kollaps hinaus. Klimakatastrophen und Verknappung der Anbauflächen noch gar nicht berücksichtigt.
Auch wenn man die katastrophale Sicht des Autors nicht unbedingt teilen muss, so kann man doch wachgerüttelt werden. Denn schließlich ist die Verknappung von Grundnahrungsmitteln und damit ihre Vertreuerung ein dringendes globales Warnsignal.
Letztlich geht es beim Essen global darum, niemals zum letzten Bissen zu gelangen.
Santé!