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Chili – scharfes Vergessen

von Nik zu 7. Mai 2008

chiliphotocase.jpgDas hat man nun davon. Schweißüberströmt verschmäht man den Rest der gegrillten Chilischote auf dem Teller. Es ist, als würde man nicht genug Luft und Wasser in den Mund bekommen, um dieses Gefühl des inneren Verbrennens endlich zu löschen. Irgendwann wird der Schmerz wieder nachlassen, aber jetzt, diesen Moment möchte man am Liebsten aus seinem Gedächtnis streichen. Warum aber setzt man sich dieser Gefahr immer wieder aus? Es ist schön, scharf zu essen. In Maßen genossen entfaltet Chili ein Wohlgefühl und regt den Kreislauf an. Darüber hinaus scheinen die kleinen Schoten eine wahre Wunderwaffe im Kampf gegen chronische Schmerzen zu sein.

Nicht umsonst wird die Chilisubstanz in Laboren untersucht, um ihren Wirkstoff in der Schmerztherapie einsetzen zu können. Gerade noch ist man bereit, zu glauben, dass es eine natürliche Wunderwaffe gibt, die einen von schrecklichen Katerkomplikationen, als auch von Gicht und Rheumaschmerzen im Handumdrehen kuriert und dann das: Chili ist schlecht fürs Gedächtnis.

Man hat sich jahrelang den Mund und schlimmer noch die Zunge verbrannt, man war schweißgebadet, rang um Luft und konnte die Tränen nicht halten, nur um in Zukunft ein schmerzfreies Leben zu bekommen und schon zerplatzt die Heilsbotschaft in tausend Stücke.

Vielleicht aber sollt man an dieser Stelle mit seiner Enttäuschung nicht zu voreilig sein. Forscher an der Brown University in Providence (Rhode Island) haben nun herausgefunden, dass der „Chili-Rezeptor“ nicht nur den Verbrennungsschmerz – wie etwa beim Sonnenbrand oder durch Schärfe im Mund – anzeigt, sondern zugleich im Gehirn an der Speicherung von Erinnerungen beteiligt ist. Es scheint so, als wäre dieser Rezeptor, dafür verantwortlich, dass man Dinge aus der Erinnerung verdrängt.

Dem unbeteiligten Beobachter mag diese Doppelfunktion direkt einleuchten, denn wer möchte sich noch lange an einen Schmerz erinnern? Und zur Prüfung unseres Gedächtnisses treibt uns nun fortwährend eine Frage um, die wir vielleicht schon bald nicht mehr beantworten können:

Hab ich gestern eigentlich scharf gegessen?

Santé!

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