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Sherry – mehr als nur ein Getränk

von Nik zu 22. Oktober 2008

sherry.jpgIn diesem Buch wollen wir den Sherry aus seinem hierzulande aufgedrückten Image als Nur-Aperitif holen und anhand einer Reihe von Rezepten, die uns Spitzenköche zur Verfügung gestellt haben, beweisen, wie vielfältig der Andalusier einzusetzen ist…

Nicht nur die verschachtelte Satzkonstruktion zeigt das leichte Unbehagen dieses großen Vorhabens. Denn schließlich verspricht Werner Obalski im Vorwort nichts weniger, als eine Neu-Definition des bei uns bekannten Aperitifs.

Ich will es vorweg gestehen: ich mag Sherry und dennoch haftet ihm in meiner Erinnerung ein komisches Image an. Es ist der Wein, der so manches schöne Essen durch ein gut gemeintes Zuviel des schon nicht mehr gänzlich nüchternen Kochs zerstörte. Die Textur und die Geschmacksprofile des Gerichts waren durch den Sherry wie von Innen heraus zerstört. Seitdem misstraue ich diesem Getränk als auch nur entfernten Begleiter von Speisen. Ein wunderbarer, sehr vielseitiger Aperitif sehr wohl, aber wirklich mehr?

Die beiden Autoren – Werner Obalski und Jürgen Deibel – sind seit einem Vierteljahrhundert professionell mit dem Sherry verbandelt. Dass sie nun ihre Erfahrung aber auch ihre liebevolle Zuneigung zu diesem Getränk vermitteln möchten, liegt also in der Natur der Sache.

Auf kurze, prägnante Weise bekommt man alle wesentlichen Informationen über das Sherry-Dreieck im Süden Spaniens, die Geschichte des Getränks, die verschiedenen Sorten und Bezeichnungen. Großen Raum lässt sich das kleinformatige Buch zur Vorstellung der Bodegas, obwohl hier vielleicht ein kleines Glossar ähnliche Dienste geleistet hätte.

Dennoch ist man nach der Lektüre bis zu diesem Punkt interessiert an Gerichten, die mit Sherry gekocht werden oder zu einem bestimmten Glas Sherry harmonieren. Hierbei gibt es tatsächlich erstaunliche Kompositionen: wer hätte gedacht, dass eine Jakobsmuschel mit ihrem zarten Fleisch gegen einen Sherry bestehen kann.

Schaut man über die Spannbreite der Gerichte, dann besticht die Kombination aus herzhaft und süß, welche hervorragenden mit dem Getränk korrespondiert. Beim Nachkochen fällt auf, dass die Geschmacksnuancen sich tatsächlich gegenseitig Profil geben, ohne in ein Sherrygetränktes Einheitssüß zu verfallen.

Dem Buch merkt man die Liebe der Autoren zu ihrem Gegenstand an. Sie begeistern so sehr für ihr Getränk, dass man geneigt ist, sofort nach Andalusien zu fliegen, um zwischen Mittelmeer und Atlantik eine leicht salzige Brise zu spüren und in der Sonnendurchfluteten Landschaft eine Sherry-Degustation zu unternehmen.

Das Buch immerhin lässt einen für kurze Momente das graue Wetter um einen herum vergessen.

Santé!

Werner Obalski; Jürgen Deibel: Sherry. Kultur&Genuss. Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2008; ISBN 978-3-7750-0524-1; 96 Seiten; 14,95€

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