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Ess-Ixtenz

von Nik zu 2. September 2009

welleWas bedeutet eigentlich Leben? Es ist, wie mit dem Essen. Wenn man sich einmal Zeit nimmt, dann kann man auch die einfachsten Dinge des Lebens genießen. Ein frisches Brot mit Butter wird zum Genuss, während man sich gehetzt noch nicht einmal an einem aufwändig bereiteten Menu erfreuen kann, da man mit den Gedanken ganz woanders is(s)t. Hat man Zeit, dann kann ein Schluck Wasser nicht nur Mittel zum Durstlöschen, sondern ein wunderbares sinnliches Erlebnis sein.

Wenn man einmal aus der Großstadt rauskommt und sich am Meer die Wellen betrachtet, fällt einem auf die Frage, was das Leben bedeutet so schnell gar nichts mehr ein. Oder eben doch. Die Antworten geraten schlagartig einfacher, ruhiger und unaufgeregter.

Während der Stadtneurotiker die Frage nach der Begrenztheit des eigenen Seins möglichst ausgrenzen möchte und bei der steten Rückkehr dieser Frage weiterhin unausweichlich nervös reagiert, fällt die Frage am Meer bei weitem gelassener aus. Denn schließlich ist man hier nicht so sehr von den wesentlichen Dingen entrückt.

Wenn man am Strand liegt, das Rauschen des Meeres hört und den Sand zwischen den Fingern verrinnen lässt, ist auch dieses Symbol der verstreichenden Zeit kein Bote des Endes, sondern ein fühlbares Zeichen der Gegenwart. Man kommt gar nicht auf die Idee, den Moment zwanghaft festhalten zu wollen, sondern lernt wieder, die Augenblicke in ihrer Flüchtigkeit zu genießen.

Das Sein wird so weniger als eines zum Tode hin geworfenes aufgefasst – eine solche Philosophie konnte sicherlich nur in der Abgeschiedenheit eines Deutschen Mittelgebirges entstehen – als vielmehr eines dem Leben zugewandtes. Mit dem Leben, so scheint es am Meer, verhält es sich wie mit den Wellen. Man trauert nicht, dass sie gewesen, sondern freut sich über ihre immer wieder kehrende Existenz.

Aus einer Welt kommend, die versucht den Besitz als höchstes Gut zu propagieren, ist es erholsam einen Urlaub in einer anderen Umgebung zu machen. Was gibt es da schöneres, als mit kleinen Kindern Gesichter und Figuren in den Sand zu malen? Man freut sich über die Entstehung und über ihren kurzen Anblick. Gerade, da man weiß, dass sie vergehen werden durch eine der Wellen, die neuen Sand an die Küste spülen und das Bild behutsam mit sich forttragen werden.

Zufrieden geht man nach Hause. Die Spuren, die man hinterlassen hat, waren für den Moment und für das Meer. Diese bedanken sich und schenken einem die Gewissheit, dass die Existenz wie die Brandung ist. Man kann sie nicht festhalten, aber in Ruhe geni-essen.

Santé!

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