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Hummer-Festival

von Nik zu 14. September 2009

wallace6„Alljährlich Ende Juli lässt es die Midcoast von Maine so richtig krachen.“ Dieser erste Satz des Essays „Am Beispiel des Hummers“ enthält schon alle Elemente, die den Text auszeichnen und gegen Ende einen grübelnden Leser in die graue Realität seiner Essgewohnheiten entlassen.

David Foster Wallace, als Genie bezeichneter Autor und Professor für Englische Literatur, reiste im Jahr 2003 im Auftrag einer Gourmetzeitschrift nach Maine, um das „Maine Lobster Festival“ in seiner vollen Länge über ganze drei Tage zu begutachten. Die Midcoast in Maine muss zu Zeiten der Pilger eine wahres Paradies gewesen sein. Man konnte die Hummer mit bloßen Händen aus dem Wasser fischen und Essen. Ihre Population war dermaßen ergiebig, dass man sich noch vor 100 Jahren Gedanken darüber machte, wie oft man Hausangestellten und Gefängnisinsassen denn diese Schalentiere vorsetzen durfte. Aus heutiger Sicht scheint es verblüffend, dass man zu dem Ergebnis kam, diese Personen nicht öfter als einmal die Woche mit diesem Abfallessen zu belästigen. Schließlich galt der Hummer damals als Essen für arme Leute.

Mittlerweile hast sich das Ansehen des Lobsters als Nahrungsmittel grundlegend geändert. Man preist das kalorienarme Fleisch, die Frische des Produkts, welches auf dem Lobster Festival direkt vor den Augen des bestellenden Gastes in riesigen Kochtöpfen zubereitet wird und zeigt dem vergnügten Festivalbesucher auf diese Weise, dass auf seinen Wunsch hin nun ein Hummer das Leben verliert, indem man ihn bei lebendigem Leibe in kochendes Wasser wirft

Es bleibt der integrale Stachel des Buches: wie kann man sein Genießen organisieren, dass sich über die Folgen seines Handelns bewusst wird. Bim Essen ist diese Frage so zentral, wie zumeist grundlegend ausgeblendet: wie schaffen wir es, unsere Nahrung so zu organisieren, dass wir möglichst wenig Leid in die Welt bringen?

Santé!

David Foster Wallace: Am Beispiel des Hummers. Übersetzt von Marcus Ingendaay. Arche Paradies, Zürich/Hamburg 2009, ISBN 978-3-7160-2611-3, 79 Seiten, 12,-€

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