„Älter werde ich später“ lautet der Titel eines Ihrer Bücher, der sicherlich auch programmatisch für Ihr bisheriges Leben steht. Und tatsächlich: wenn man in den 70er Jahren sah, wie Iris Berben in „Zwei himmlische Töchter“ diese Chantal so lasziv interpretierte wie es die Gimmik- und Moralvorstellungen des Senders gerade noch zuließen, hätte man meinen können, dass sie als Besitzerin dieser altersschwachen Ju52, nach dem Motto „Älter werde ich nie“ leben und arbeiten würde.
Man sollte sich einmal die Zeit nehmen und nachdenken: Die Frau, die dem Fernsehpublikum vor allem durch die Serie Sketchup mit Dieter Krebs bekannt wurde, stand 1968 in Detektive zum 1. Mal vor der Kamera und hat bis heute in mehr als 50 Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera gestanden. Dazu spielt sie seit 1994 die Hauptperson Rosa Roth in der gleichnamigen Krimiserie des ZDF.
Iris Berben ist nicht einfach eine bekannte Schauspielerin, sondern sie ist – nicht zuletzt durch ihre zahlreichen Preise und Ehrungen – zu einer Ikone der Bundesrepublik geworden. Denn schließlich ist sie es, die sich spätestens seit Ende der 60er Jahre für das Existenzrecht Israels und für die Belange der Juden in Deutschland einsetzt. Sie ist dabei so ruhig wie bestimmt im Auftreten, dass man ihr gerne zuhört und dabei bemerkt, dass hier eine Frau redet, die eine tiefgreifende Gewissheit in sich trägt. Nicht umsonst ist sie die einzige deutsche Schauspielerin, die zugleich die Tagebücher der Anne Frank als auch die von Joseph Goebbels lesen kann:

„Schon seit vielen Jahren treten Sie mit großem Temperament und überzeugend ein für das Existenzrecht des Staates Israel in sicheren Grenzen. Kompromisslos sind Sie im Kampf gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Vorurteile. Sie mischen sich ein, wenn Engagement nötig ist, und Sie zeigen Gesicht. Ihre Lesung aus den Tagebüchern von Anne Frank und Joseph Goebbels hat mich tief beeindruckt.“

Diese Worte stammen von Paul Spiegel anlässlich der Leo Baeck Preisverleihung an Iris Berben im Jahre 2002.
Sollte diese Frau doch irgendwann einmal die Muse und Ruhe dazu finden, dann könnte man sich sehr gut vorstellen, dass sie mit Erfolg ein Kochbuch veröffentlicht. Ein sinnliches Kochbuch zur Küche Israels würde hierzulande sicherlich manches Vorurteil auf der Zunge auflösen.
Aus Anlass ihres 60. Geburtstages strahlt das ZDF am Donnerstag, den 12. August In Liebe und Tod, den neuen Fall von Iris Berben als Rosa Roth aus.

Santé!