Eben kein Küchentalk
Als das Format des Küchentalks durch Alfred Bioleks Alfredissimo für uns Zuschauer erfunden wurde, ahnten wir noch nicht, welche inflationäre Entwicklung diese kleine ruhig gestaltete Sendung auslösen würde.
Mittlerweile gibt es kaum einen Sender, der es sich noch leisten will, seinem Publikum eine Kochshow vorzuenthalten. Es wird doziert, gebraten, getalkt was die Pfannen und Töpfe hergeben. Zwischendurch gibt es sogar ein paar Infos, die über den Kauf beim Metzger des Vertrauens hinausreichen. Die gesamten Kochtopfformate, die zwischen dem perfekten Dinner oder Lanz kocht angesiedelt sind ähneln sich allerdings in einem wichtigen Punkt: sie kreisen um das eigene Heim, bzw. den eigenen Herd- und Tellerrand.
Uns werden Produkte vorgeführt, die wir in dieser Art auch im Supermarkt kaufen können, manches Mal – unter großem ahhh und ohh der versammelten Köche und Moderatoren – werden uns Fische am Stück vors Auge gehalten. Das allerdings war es dann. Der Rest sieht noch so aus, wie zu Clemens Wilmenrods Zeiten. Da sind die Zutaten schon vorbereitet zerkleinert, aus den Töpfen dampft es und die Köche präsentieren uns Kreationen, die in uns Appetit entfachen, welchen wir mit gekauften Snacks beim Blick in die Röhre en passent bekämpfen.
Wenn es aber für ein Umdenken in der Ernährungspolitik unablässig ist, ein Umdenken in der Ernährungsproduktion einzufordern, wie dies z.B. auf der Chefsache gefordert wurde und wie es in Skandinavien, besonders in Dänemark seit mehreren Jahren überaus erfolgreich praktiziert wird, dann sollte ein Sendung über und um das Essen nicht nur ein hübsch anzusehendes Gericht und dessen Koch vor die Kamera bringen.
Hier wäre ein neues Format, also die Abkehr vom Bekannten dringend angeraten. Das französische Fernsehen hat am 8. Dezember eine Sendung ausgestrahlt, die Vorbild für ein Format im deutschen Fernsehen sein könnte. Hier wurde eine kurzweilige informative Sendung geboten, die den Zuschauer auch nach 2 Stunden nicht ermüdete.
Versammelt waren nicht nur ausgezeichnete Köche aus verschiedenen Regionen Frankreichs, die hervorragende Gerichte kochten. Diese bekannte Aktion stellte lediglich den Rahmen der Sendung dar. Denn die Köche kommentierten nur kurz das Gericht, welches sie zubereiteten und servierten. Die Bekochten kamen aus den Bereichen der Nahrungsproduktion. Der Kräutersammler neben dem Fischer aus dem Mittelmeer, der Biobauer neben dem Austernzüchter. Alle wurden dem Publikum durch kurze Einspieler vorgestellt und somit überhaupt die Möglichkeiten einer nachhaltigen, regionalen und biologischen Ernähungsweise aufgezeigt.
Auch wenn die Sendung lediglich für die Vorweihnachtszeit konzipiert war. Das Beispiel könnte als durchdachtes Format Schule machen. Zu wünschen wäre es.
Santé!