Zum Inhalt

Foie Gras Burger

von Nik zu 1. Dezember 2010

Selbstredend ist es schön, wenn sich Leute Gedanken über ihre Ernährung machen, allerdings sind manche Gedankengänge nicht unbedingt sinnvoll und andere anscheinend der pure Auswuchs der Verwechslung von Lebensmitteln mit reinen Konsumartikeln. Natürlich ist es so, dass man mit Nahrungsmitteln gute Geschäfte machen kann. Wir alle müssen essen, täglich, mehrmals. Allerdings sollte man sich fragen, was wir da kaufen, um es uns einzuverleiben.

Ein strittiges Thema in Sachen Nahrungsmittel ist sicherlich die Foie Gras, die Enten, oder Gänsestopfleber, deren Produktion in mehreren europäischen Ländern verboten ist, da man entsprechende Anordnungen zum Tierschutz erlassen hat.

Um eine Stopfleber zu gewinnen, muss man die 4-5 Monate alten Enten und Gänse stopfen. Sie bekommen 3-4 Wochen lang bis zu 4 Mal täglich einen fetten Futterbrei in den Magen gepumpt. Gegen Ende dieser Prozedur wiegen ihre Lebern, statt der normalen 300 Gramm dann zwischen 1 und 2 Kilogramm.

2005 wurde die Stopfleber von der französischen Nationalversammlung zum nationalen und gastronomischen Kulturerbe erklärt und von den Tierschutzgesetzen ausgenommen. Dies verwundert nicht, denn fast 98% der Weltproduktion werden in Frankreich verarbeitet. Der Industriezweig beschäftigt in strukturschwachen Gebieten Frankreis mehr als 30.000 Menschen. Mehrere Tonnen Enten und Gänse werden aus ganz Europa nur zu dieser speziellen Endbearbeitung nach Frankreich transportiert.

In der Regel sind wir gewohnt, die Produktionsbedingungen eines Nahrungsmittels bei seinem Verzehr komplett auszublenden. Und in der Tat: die Stopfleber erfreut sich durch ihre Aroma und ihren zarten Schmelz einer großen Beliebtheit. Klassisch ist hier das Tournedo Rossini zu nennen, welches stark zur Verbreitung des Stopflebergenusses beigetragen hat. Ein Rinderfilet wird gebraten, mit einer gebratenen Scheibe Stopfleber belegt und mit gehobelten schwarzen Trüffeln großzügig bestreut. Wenn man einen solchen Genuss als kulturelles Erbe ansehen möchte, kann das der staunende Esser zumindest noch nachvollziehen.

Allerdings fragt man sich unverzüglich, weshalb ein Tier eine wochenlange Tortour über sich ergehen lassen muss, wenn seine Leber am Ende lediglich auf den Hund, bzw. das Rind kommt. Was bleibt über von Schmelz, Geschmack und kultureller Besonderheit, wenn die Leber in einen schnöden Hamburger gemischt und zwischen zwei trockene Brötchenhälften geklappt wird?

So stellt Laurent Niewolinski, Marketing Direktor der Fast-Food Kette Quick der Presse ein neues Burgerprodukt für die jetzt beginnende Vorweihnachtszeit vor. Vom 17.-19. Dezember sollen die Quickfilialen einen Foie Gras Burger für 5,-€ anbieten. Dazu wird dem normalen Rindfleisch neben Gewürzen auch Stopfleber beigemischt.

Schaler Beigeschmack für das Mutterland der Haute Couisine: die ursprünglich belgische Burgerkette Quick, ist mittlerweile ein französisches Staatsunternehmen. Eigentümerin ist die französische Staatsbank Caisse des Dépôts et Consignations.

Sollte das wirklich die kapitalistische Verwertung – also der hemmungslose Ausverkauf – des kulturellen gastronomischen Erbes Frankreichs sein? Vielleicht sollte man die Ausnahmegenehmigung überdenken, denn kulturelle Besonderheiten sind eine Sache, Burger aufzupeppen eine andere und eine für die man keine Tiere quälen sollte.

Santé!

  • del.icio.us
  • Facebook
  • Yahoo! Buzz
  • Google Bookmarks
  • MisterWong.DE
  • Technorati
  • Twitter
3 Kommentare
  1. Antonietta permalink

    Die Franzosen sind bekannt für ihre Lebensart, für guten Wein und feinen Käse. Nicht umsonst lautet eine bekannte Redensart »Leben wie Gott in Frankreich«. Doch ausgerechnet aus dem Land des Genusses stammt eine besonders grausame »Delikatesse«: Foie Gras, die Stopfleber. 80 Prozent der etwa 40 Millionen Enten und Gänse, die für den zweifelhaften Gaumenkitzel gezüchtet werden, stammen aus Frankreich. Das macht unseren Nachbarn zu einem der weltweit größten Stopfleber-Produzenten. Foie gras – eine Delikatesse, die in Deutschland immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Mehr als 135 Tonnen werden jedes Jahr in der Bundesrepublik verzehrt, Tendenz steigend.

    • Rey permalink

      Wen wundert’s? Schließlich kommen auch Froschschenkel, die werden den armen Tieren bei lebendigem Leib abgerissen, und andere Scheußlichkeiten aus dem eigentlich so herrlichen Land.

  2. Rey permalink

    Habe mir sofort nach dem Lesen erlaubt, den Wikipedia Beitrag zu Quick Restaurants zu ergänzen. (Letzte Zeile)
    http://en.wikipedia.org/wiki/Quick_%28restaurant_chain%29

Leave a Reply

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Kommentar abonnieren (RSS)