Pro Wein
Gestern bin ich gefragt worden, weshalb man für Wein eine solch große Messe wie in Düsseldorf veranstalten muss. Eine Internationale Messe, gleich mehrere Tausend Veranstalter aus der ganzen Welt. Ist das denn der Wein wert? Man kann ihn doch bequem beim Weinhändler oder einfacher noch im Supermarkt kaufen. Weshalb sollte man sich also für eine Messe zu Wein begeistern?
Zu Wein könnte man viele Dinge aufbieten. Von Kultur reden, Nachhaltigkeit betrachten. Alte Traubensorten nennen, neue Entwicklungen im Weinbau, oder aber über die hier noch unbekannten Weinländer wie Brasilien.
Ich denke, dass Wein verblüffender Weise auch eine Menge mit der Kindheit zu tun hat. Es fängt schon mit der Jahreszeit an. Die Pro Wein liegt zu Beginn des Frühjahres und das ist sicherlich kein Zufall, denn dies ist die Zeit, in der das Leben nach den kalten Wintermonaten erwacht. Die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres tauchen die Hallen in sanfte Farben. Direkt nach dem Check-Inn kann man die österreichischen Winzer beobachten. Schon nach wenigen Schritten ist die Luft von den Dialekten unseres südlichen Nachbarn erfüllt.
Als Kind bin ich regelmäßig mit meinen Eltern nach Österreich gefahren. Kein Wunder, sind doch zahlreiche Verwandte waschechte Wiener. Wir fuhren zumeist über die Osterfeiertage nach Wien. In meiner Erinnerung brachen wir im winterlichen Deutschland auf, um in Wien den Frühling zu treffen. In dieser Zeit – lange bevor ich existentialistisch geschult rauchend in einem Kaffeehaus einen Pharisäer bestellte um danach in stundenlange Zeitungslektüre zu versinken – lernte ich Germ- und Marillenknödel kennen, verliebte mich in Kaiserschmarrn, da er nicht nur nett klingt, sondern vor allem wunderbar schmeckt und verputzte meinen ersten Mohnstrudel. Dazu bereisten wir, geführt von meinem Onkel, der selbst nicht in Wien sondern in Niederösterreich geboren wurde und sich also auch in der Peripherie des Landes auskannte, das Burgenland und die Wachau. Die Weine, welche die Erwachsenen zu Geselchtem und Kümmelbraten bestellten, passten mit ihren Farben wunderbar in die frühlingshafte Landschaft an der Donau.
Und so ist es sicherlich kein Wunder, dass mich in der von Sonnenlicht unberührten Messehalle ein aromatischer Grüner Veltliner für einen Moment in den Urlaub einer anderen Zeit versetzt.
Santé!
Nik! Du schreibst über Wein, und da fällt Dir als erstes Österreich ein? Ich meine, Österreich?? Nach dem ersten Satz Deines Postings hab ich mich gefragt: Weinmesse, warum zum Kuckuck in Düsseldorf? Das ist ja wie eine Segelmesse im Schwarzwald oder eine Biermesse in der Pfalz. Unfassbar.
Na, das passt ja wunderbar zum kulinarischen Heimweh. Passend zum Wein habe ich übrigens gestern ein Feature über einen deutschen Weinbauern in Burma gehört: http://www.wdr5.de/sendungen/eine-kurze-geschichte-von/s/d/02.04.2011-15.35.html