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Gib den Resten eine Chance

von Nik zu 13. April 2011

Jeder kennt das Problem. Man hat gekocht, zusammen gegessen und nun einen Haufen Reste im Kühlschrank. Was tun? Sicherlich, wegwerfen kann jeder und es ist mittlerweile zu einem Standard geworden. Ob zu Hause, in der Gastronomie oder im Supermarkt: wir sind es gewohnt immer mehr unverbrauchte und unverdorbene Lebensmittel wegzuwerfen. Denn, so kurios es klingen mag: Lebensmittel sind einfach zu billig. Da rentiert es sich, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und die Sachen – wie es so beruhigend klingt – zu entsorgen. Auf der Strecke bleibt das Lebensmittel und vor allem unser Bewusstsein davon, dass es nicht zum Wegwerfen produziert worden ist.

Mittlerweile gibt es eine breit verankerte Sehnsucht nach alten Gerichten. Die Lebensmittelskandale nähren den Wunsch nach gesunden Genüssen. Was uns unweigerlich in ein Dilemma führt, wollen wir unser Konsumverhalten nicht ändern.  Wir alle erinnern uns noch daran, dass das Essen bei Oma super war, zugleich aber gestehen wir uns auch ein, dass Oma eine Meisterin darin war, aus Resten etwas Wunderbares zu zaubern. Unser kulinarisches Heimweh speist sich also nicht nur aus unserer Kindheitserinnerung, sondern immer auch aus Resten.

Wenn man sich das Etikett „Zu alt zum Mitnehmen, aber zu gut zum wegwerfen“ selbst auf die Stirn klebt, dann ändert sich die Einstellung zu manchen Dingen und gerne schließt man sich der Meinung an, dass der „Rest stets die Mutter des Neuen“ ist.Wie gut, dass sich da mal ein ganzes Magazin dem Problem der Resteverwertung stellt, um das Problem vielschichtig unter die Lupe zu nehmen.

In seiner 46. Ausgabe widmet sich der von Vincent Klink und Wiglaf Droste herausgegebene „Häuptling eigener Herd – Das Lebensmittel für Hirn und Wanst“ der „Resterampe“. Auf über 160 – wie seid 10 Jahren stets werbefreien – Seiten schärft sich die literarische Fantasie einer bunten Autorenschar daran, dem Thema neue und durchweg überraschende Erkenntnisse abzugewinnen.

Selbst für eingefleischte Resteverwerter sind die nicht gerade vegetarischen Erkenntnisse des Polymerforschers Thomas Vilgis ein inspirierender Ansporn, mehr Lebensfreude aus bisher verschmähten Kühlschrankresten herauszuholen. Denn schließlich – und das fällt gerade bei diesem Artikel auf – haben wir wirklich seit Beginn der industriellen Lebensmittelproduktion verlernt, Abfälle beim Kochen als mögliche Quelle für kulinarische Freuden zu betrachten. Oder hätten sie gedacht, dass man die Schuppen der Fische noch verwenden kann? Und dies nicht nur, um den ärgsten Ekel herauszufordern oder den schlimmsten Hunger zu bekämpfen, sondern im Gegenteil: um den Geschmack des Fisches zu verbessern.

Natürlich ist das nicht alles, was der Häuptling zu bieten hat. Hier erfährt man auch einiges über gute Vorsätze, die so etwas sind wie die Haltegriffe in der Bahn für den Rest des Lebens, wo Karl-Heinz Köpcke, seinerzeit Gesicht der „Tagesschau“ seine Buletten futterte und warum Fleischtomaten von manchen Vegetariern nicht verzehrt werden können. Geüwzt wird alles mit Zeichnungen von TOM.

Sollten sie auf den Geschmack gekommen sein, die kommende Jubiläumsausgabe des Häuptlings Nr. 47/11 widmet sich den Düften.

Sante!

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Ein Kommentar
  1. Wertester, ich soll mir das Etikett „Zu alt zum Mitnehmen, aber zu gut zum Wegwerfen“ auf die Stirn kleben? Na, ich weiß nicht, ob das beim nächsten Disco-, Verzeihung: Tanztee-Besuch nicht zu Missverständnissen führt?

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