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Der Mörder im Weinberg

von Nik zu 4. Mai 2011

Zugegeben, man muss schon darüber nachdenken, was denn einen Mörder in den Weinberg treibt: wie will er dort seiner Profession nachkommen? Auf den Winzer warten? Den Erntehelfern auflauern? Zufällig erscheinende Passanten meucheln? Dennoch ist unter dieser Überschrift gerade ein sehr interessanter Artikel in der aktuellen Ausgabe der Vanity Fair erschienen, der sich in der Tat wie ein gruseliger kriminologischer Tatsachenroman liest.

Und nach dem man erst kürzlich in Frankreich einen umtriebigen Trüffeldieb erschossen hat, ohne dass die Öffentlichkeit großartig informiert worden wäre, gibt es nun einen weiteren Fall von mörderischer Qualität auf dem Gebiet sehr teurer Nahrungsmittel. Verblüffend ist, dass die Geschädigten kein reges Interesse daran haben, den Fall öffentlich bekannt zu machen.

Maximilian Potter berichtet nun von diesem aktuellen Anschlag auf Genussmittel. Denn auf die Weinstöcke der Lage La Romanee-Conti im Burgund ist ein Herbizid-Anschlag verübt worden. Der Mörder scheint es also in erster Linie auf die Weinstöcke und Trauben also lediglich mittelbar auf die Genießer des Weines abgesehen zu haben. Allerdings vergiftet der Anschlag nicht nur die Reben, sondern das Klima und vor allem das Image dieser vortrefflichen Lage. Denn hier wird einer der teuersten Weine der Welt produziert. Eine Flasche Pinot Noir dieser Lage wird mit 6.000,-€ gehandelt. Damit werden die jüngeren Jahrgänge beziffert, die Älteren sind entsprechend wertvoller. Der Attentäter, der mittlerweile von der französischen Polizei überführt wurde, hatte also die wirtschaftliche Schädigung der Winzer im Sinn. Mehr noch: mit diesem Anschlag kann das Image der gesamten Region in Gefahr geraten, denn Wein und Gift sind zwei Worte, die man sich lieber nicht in einem Satz zusammen vorstellen möchte, besonders wenn man als Winzer vom Verkauf seines Weines lebt.

Es ist sicherlich ein Verbrechen, wenn man Trüffeln klaut, allerdings sollte man auch hier die Kirche im Dorf, bzw. das Schrot in der Flinte lassen, denn ein solcher Diebstahl rechtfertig niemals den Einsatz von Schusswaffen gegen einen Menschen. Auch wenn ein Kilo der Perigordtrüffeln sicherlich den Monatsverdienst erheblich aufbessert, durch die Entwendung der edlen und wertvollen Knolle wird zwar der Besitzer der Truffiere wirtschaftlich geschädigt, ansonsten erleidet niemand einen körperlichen Schaden. Bei einem Giftanschlag auf Weinreben sieht die Sache hinwiederum ganz anders aus. Denn hier handelt jemand wie ein Lebensmittelhersteller, der seinem Tierfutter Altöl beimischt: er nimmt die gesundheitliche Schädigung der Tiere und der sie verzehrenden Menschen wissentlich in Kauf.

Ganz abgesehen davon, dass wir mit einem guten Roten auf unsere Gesundheit anstoßen wollen.

 

Santé!

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