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Vom Aussterben des Filterkaffees

von Nik zu 19. Dezember 2007

photocaseqpd8upca4bpd.jpgMeistens bedauert man, wenn etwas ausstirbt. In diesem Fall ist es anders. Es ist wahrlich eine wunderbare Entwicklung, dass der Filterkaffee allmählich ausstirbt. Schön, dass dieses unnatürlich braune Kaffeepulver, durch die dunklere Brennung in vielen vorzüglichen Varianten ersetzt wird. Man muss dem Filterkaffee sicherlich keine Träne nachweinen. Vielleicht erinnern sie sich noch, wie er im Büro stundenlang auf extra für diesen Zweck konzipierten Warmhalteplatten seinen Aromatod entgegensimmerte, bis seine Reste sich endgültig in eine Konsistenz aus Plastik verwandelten. Diese Dinge sollte es nur noch in der Erinnerung geben. Vielleicht noch in einem Archiv, um zukünftige Generationen vor dieser schlimmen esskulturellen Entgleisung zu warnen.

Und doch: Etwas stirbt, damit seine Essenz bewahrt werden kann. Manche Entwicklung muss man nicht unbedingt bejubeln. Der Kaffee war früher immerhin ein leiser, unaufdringlicher Zeitgenosse. Vom Geräusch der wasseransaugenden Maschine einmal abgesehen, stand er ruhig in seiner Tasse und begleitete einen klaglos durch den Tag. Eine marktschreierische Komponente war ihm fremd. Er war schlicht ein Kaffee, auch wenn man seinen Geschmack mit Kondensmilch zu übertünchen suchte. Er war einfach da, still und zuverlässig. Es gab keine fauchenden Drachenungetüme, keine ohrenzerfetzenden Mahlwerke in Überdimension.

Unbekannt seinerzeit und zugleich unvorstellbar, der Kaffee „to go“, dessen Übersetzung entweder als „Kaffe zum Festhalten“, oder sinngemäßer als „Kaffee zum Weglaufen“ lauten müsste. Nein, vielleicht sollte man hier das Wunderbare, dieses aromatische, dunkle, schwarze und wohlschmeckende Getränk mit dem Gewohnten, dem Ruhigen und Unaufdringlichen verbinden.

Der Espresso, ob nun mit Milchschäumen versehen oder nicht, mit Aromen getränkt oder pur genossen, sollte endlich mit der gebührenden Sorgfalt und das heißt ganz ohne Tamtam in der nötigen Ruhe und der dafür erforderlichen Gelassenheit trinkend gewürdigt werden. Es besteht nicht die Notwendigkeit, sich umständlich zu setzen, kein Mensch hat etwas dagegen, wenn man sein Getränk im Stehen genießt, aber stehen bedeutet eben nicht gehen, oder fortlaufen…das war einmal.

Santé!

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