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Die Schlechtigkeit des Käses

von Nik zu 11. März 2008

kase.jpgManche seiner Werke lesen sich wie ein Kriminalroman, manche wie gut recherchierte Historienromane, alle sind sie spannend zu lesen. Man merkt seinen Büchern immer nur am Rande an, wie belesen ihr Autor ist. Dieser möchte damit nicht von der Handlung ablenken, es aber auch nicht gänzlich verschweigen, warum auch. Umberto Eco ist sicherlich einer der größten Autoren Europas. „Die Geschichte der Schönheit“, „Das Foucaultsche Pendel“, „Der Name der Rose“ sind lediglich drei Titel seiner umfangreichen Buchveröffentlichungen. Bei uns ist jedoch weit weniger bekannt, dass dieser Schreibmaniac wöchentlich eine kleine Glosse veröffentlicht. Er schreibt seine „Bustina di Minerva“ regelmäßig in der italienischen Zeitung L´Espresso.

Diese Woche erinnert er an seinen vor zehn Jahren verstorbenen Kollegen Piero Camporesi, der sich mit Nahrung und Sinnlichkeit im Mittelalter beschäftigt hat. Wenn man bisher in seiner modernen Unschuld annahm, dass die Inquisition das Grauenvollste des Mittelalters gewesen ist, von der Pest vielleicht mal abgesehen, der wusste bisher noch nichts davon, wie dem armen, gesunden und unschuldigen Käse im Mittelalter nachgestellt wurde.

Ein Wunder, dass er überhaupt die Renaissance erlebte. Denn der Käse – so die Ansicht des Mittelalters – war voller Schlechtigkeit, was sich schon durch seinen für viele kaum auszuhaltenden teuflischen und Ekelerregenden Geruch bemerkbar machte.

Der Käse selbst war das Sinnbild einer verwesenden Substanz, die selbst nur als Zustand des Zerfalls darstellbar war. Denn schließlich och der Käse, da er einfach vor sich hin faulte. Die schlechten Dinge der Milch, die Schlacken, fanden hier ihre letzte Zuflucht und waren der Gesundheit selbstredend abträglich.

Aber wie viele verteufelte Dinge überstand der gute, brave Käse das Mittelalter. Sein Geruch betört immer wieder aufs Neue die Sinne und er lädt stets ganz in Ruhe dazu ein, ihn mit einem Glas Wein zu genießen. Da hat wohl das Mittelalter Recht gehabt: wenn das Lachen die Fratze des Teufels ist und mithin verboten gehört, dann ist auch der Käse ein widerlicher Gesell, verführt er doch zu teuflischem Genuss, zum Wein und fröhlich sein.

Santé!

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