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Küchenpolemiker

von Nik zu 26. März 2008

droste_frei.jpgNein, jemanden als Küchenpolemiker zu bezeichnen ist keine Beleidigung. Ich denke, es ist ein sehr großes Lob, wenn man einen Autor mit Grund so nennen kann. Denn schließlich scheut die Polemik – anders als wir es durch Politpossen gewohnt sind – weder die Argumentation, noch die dazu notwendigen stichhaltigen Argumente.

Wiglaf Droste scheut nicht davor zurück Sprachkritik mit spitzer Feder zu betreiben. Jeder, der Watteworte und neblig Angedachtes von sich gibt, um dann eine Nachbesserung oder ein neues Denken zu fordern, ist sein entschiedener Gegner. Denn schließlich geht es bei der Beschäftigung mit Sprache neben Schönheit und Poesie, stets um die Klarheit der Gedanken, um Argumentation und damit auch immer um Konfrontation – und sei es nur, um den Dummsprech eines mehr oder weniger prominenten Zeitgenossen aufs Korn zu nehmen.

Sollten sie noch nie ein Buch dieses phänomenalen Autors gelesen haben, wird es dringend Zeit, denn Drostes Texte sind eine Erholung in dieser aufklärungsarmen und wattewortreichen Zeit. Es sind Texte – das soll an dieser Stelle besondere Erwähnung finden – die sich liebvoll ihrem jeweiligen Thema zuwenden. Man merkt den Texten an, dass ihr Autor seinem Handwerk mit Freude nachgeht und es so zu Kunst veredelt.

Die neue Textsammlung „Will denn in China gar kein Sack Reis mehr umfallen“, versammelt mehr als siebzig seiner Texte und jeder Einzelne ist reiner Lesegenuss. Droste, der nun schon fast ein Jahrzehnt zusammen mit Vincent Klink die Kochkampfschrift „Häuptling eigener Herd“ herausbringt, greift auch hier immer stärker zu Koch- und Küchenvokabular. Seine Texte handeln zunehmend von Essen. Kochutensilien werden dabei zu zweckdienlichen Waffen gegen den grauen Alltagswortbrei.

Wie anders sollte man auch dem Gerede vom „Schlanken Staat“ erfolgreich entgegentreten? Wenn dann die Dummheit des Knackpunkts durch den geschmacksneutralen Knacksalat erklärt und ein Glas Honig in unserer Sicherheitsvernarrten Welt als terrorverdächtige Geheimwaffe erscheint, weiß man, dass Sprache eben nicht zwangsläufig zu Tapetenkleister verquirlt wird, sondern dass man sie wie ein Soufflé zubereiten kann.

Der Leser lacht und genießt diese Leckerbissen fürs Hirn.

Santé!

Wiglaf Droste: Will denn in China gar kein Sack Reis mehr umfallen? Edition Tiamat. Berlin 2007. 264 Seiten. 16,-€

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