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Der Mittwoch – heute ein 400 jähriger Jubiläumstag

von Nik zu 16. April 2008

schneiderweizenhell.jpg400 Jahre sind eine lange Zeit. In der Regel lernt man als Kind noch Dinge von seinen Großeltern, diese vermitteln Erfahrungen aus ihrem Leben und zuweilen auch Erzählungen ihrer eigenen Großeltern. Jenseits dieses Rahmens familiärer Erzählungen, die im Besten Falle vier Generationen umfassen, wird Geschichte stets ein relatives Abstraktum. Unsere Vorstellungskraft wird schon auf eine harte Probe gestellt, wenn man davon hört, dass es eine Zeit ohne Elektrizität und allen damit verbundenen Errungenschaften gab. Der Horizont Jenseits der industriellen Revolution ist in diesem Licht betrachtet für uns zu großen Teilen nicht mehr nachvollziehbar. Wie kann man sich da eine Zeitspanne von 400 Jahren vorstellen?

Es gab eine Zeit, da war Bier nicht nur dem Namen nach ein Grundnahrungsmittel. Wolfgang Schivelbusch hat dankenswerter Weise in seinem sehr empfehlenswerten Buch: „Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft. Eine Geschichte der Genussmittel“, nachgezeichnet, dass das Bierbrauen bis ins 17. Jahrhundert hinein den Frauen oblag und zur Hauswirtschaft gehörte, wie das Brotbacken und das Schlachten. Der durchschnittliche Bierkonsum lag bei etwa 3 Litern am Tag, für Kinder genauso wie für alte Leute. Bier war neben dem Brot ein tatsächliches Grundnahrungsmittel.

Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts beginnt sich diese Situation zu ändern und genau in dieser Zeit entsteht das heute älteste Weißbierhaus Bayerns. Am 16. April 1608 – heute auf den Tag genau vor 400 Jahren – wird auf Anordnung von Herzog Maximilian I. in Kelheim der erste Weißbier-Sud ausgeschenkt. Von Beginn an erhalten die Brauereibediensteten ihren Haustrunk, kostenloses Bier zum direkten Verzehr. Den Zahlen zu Folge sind es gut drei Liter pro Person und Tag.

Bis 1803 bleibt der jeweilige Landesvater der Hausherr des Brauhauses, ab 1803 übernimmt ein Pächter die Verantwortung. 1848 wird das Brauhaus an Jakob Ihrler verkauft. Es gelangt in den Besitz der Familie Lang und wird 1928 von Georg IV. Schneider gekauft. Seitdem befindet es sich im Besitz der Familie Schneider.

Das Weiße Bräuhaus Kelheim ist heute die älteste Weißbierbrauerei Bayerns. An diesem Mittwoch wird nun das 400 Jährige Jubiläum mit einem eigens zu diesem Zweck angesetzten Jubiläumssud begossen. Braumeister Hans-Peter Drexler hat schon eine genaue Vorstellung vom Ergebnis: „Es wird ein kräftiges Weißbier sein, mit goldgelb leuchtender Farbe. Ein malziger Geschmack und ein würziges, typisch obergäriges Aroma von Nelken und Muskat machen den Charakter des Bieres aus. Eine ganz feine, etwas grasige Hopfennote werden das Weißbier abrunden.“

Der 16. April 1608 war übrigens auch ein Mittwoch, Grund genug das Jubiläumsweißbier „Georg Schneiders 1608“ an diesem Mittwoch zu kosten.

Santé!

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