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Chili und Tequila Rapido – Betty Blue zum 20.Gebutstag

von Nik zu 10. Januar 2007

bettyblue_frei.jpegVor zwanzig Jahren lief ein Film in unseren Kinos an, der nur so vor Lebensfreude und praller Energie strotzt. Schon in den ersten zehn Minuten erleben wir Liebe, Lebensfreude am Strand, die Freude über ein schönes Chili und entrückte Momente der Wahrheit bei Tequila Rapido.

 

Der Film lebt vom Rausch, um seine Melancholie vollständig entfalten zu können. Wie der Schriftsteller, der sich aus dem prallen Leben zurückziehen muss, um es zu beschreiben, zeigt der Film zugleich die Sehnsucht nach und den Verlust von geliebtem Leben. Zorc (Jean-Hugues Anglade) lebt in den Tag hinein. In der Strandbungalowsiedlung sieht er nach dem Rechten und hat Zeit genug, zu schreiben. Als Betty (Beatrice Dalle in der Rolle ihres Lebens) in sein Leben tritt, scheint sein Leben perfekt. Doch in Wirklichkeit ist Betty seine schriftstellerische Erfindung, denn Zorc fehlt ein Hebel, um aus seinem gleichförmigen Leben ausbrechen zu können. Er braucht Betty, um ein Thema zum schreiben zu haben, er benötigt sie, um seine Manuskripte endlich an einen Verlag zu schicken.

Der Rest verläuft in einer ununterbrochenen Feier: Bier, Champagner und selbstredend der aufheiternde Tequila Rapido wechseln sich mit entrückten Landschaftsaufnahmen ab und entwickeln einen Traum von Leben, der so schön ist, dass er letztlich in Melancholie umschlagen muss.Betty Blue ist wohl der Film der achtziger Jahre. Er bringt die Unbekümmertheit und Schwermut dieser Zeit beinhart und zauberhaft romantisch auf die Leinwand. Zorc möchte wie ein Teenager alles im Leben haben: er will Schriftsteller werden und zugleich nur für seine Liebe da sein. Nicht umsonst verlässt Betty das Hier und Jetzt in dem Moment, als Zorc ein Buchvertrag angeboten wird.Doch all das ist so nebensächlich wie der Dialog zwischen Zorc und einem Pariser Kommissar. Nebenbei wird eine Flasche Wodka geleert und unter Männern die Wahrheit über diese Sch… Verleger ausgesprochen.

Die Allegorie des Schriftstellers wird im Film schlicht durch den Topf Chili vermittelt. Ein durchgängiger Kunstgriff Beineix ist es, den Subtext des Buches unbemerkt durch die Bilder, die ihm zur Verfügung stehen, abzulichten. Zu Beginn des Films rettet Zorc sein über Nacht geköcheltes Chili, dem er sich liebevoll zuwenden kann, bevor Betty mit Sack und Pack in sein Leben tritt. Gegen Ende des Films, nachdem Betty aus seinem Leben verschwunden ist, hat Zorc endlich Zeit, dieses Chili zu essen, um sich dann wieder dem Schreiben widmen zu können. Es scheint, als habe die weiße Katze ihn die gesamte Zeit beobachtet und als weibliche Muse gedient.

Der Film ist ein Rausch, ein Rausch der schönen Bilder, der leise entrückten Musik von Gabriel Yared, der Verzweiflung, des wilden Lebens und des Glücks.In einem dieser wunderbaren Momente, in denen die Kamera im Abendlicht über eine traumhafte Landschaft wandert, schenkt Zorc Betty nicht nur das klein Haus vor dem sie sitzen, sondern auch einen Geburtstagskuchen. Es ist ihr zwanzigster Geburtstag.

Nach zwanzig Jahren lädt der Film ein, ihn noch einmal im Director´s Cut zu sehen. Vorher sollte man sich lediglich entscheiden: stellt man die korrespondierenden Getränke bereit, oder fährt man nach dem Film direkt nach Südfrankreich…aber weshalb entscheiden?

Betty Blue – 37,2 Le Matin Director´s CutRegie: Jean-Jaques Beineix. Frankreich 1986. 178 Minuten Philipp Djian: Betty Blue. 37,2 Grad am Morgen. Diogenes Zürich 1986
Tequila Rapido a la Zorc:Zutaten:
Ein Glas mit dickem Boden
Ein Küchentuch Weißer Tequila Bitter Lemon Man schütte Tequila und Bitter Lemon zu gleichen Teilen in das Glas, bis es zur Hälfte gefüllt ist. Dann umwickelt man das Glas mit dem Tuch und deckt den Glasrand ggf. zusätzlich mit einem Bierdeckel ab. Dann das Glas fest auf den Tisch hauen, damit die Kohlensäure aufschäumen kann. Direkt trinken

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