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Meisterwerke für uns´ren Gaumen

von Nik zu 5. August 2009

ml_cover_e_sMax Liebermanns Name ist nicht ausgelöscht worden. Auch wenn sein Tod 1935 den Deutschen Medien in Zeiten der arischen Propaganda kein Wort wert war, konnte sein Werk überdauern. Zu Einflussreich war er als Wegbereiter der modernen Deutschen Malerei, als dass man sich nach dem Ende des Nationalsozialismus nicht mehr an ihn erinnern könnte. Fast schon symptomatisch mutet es an, dass Arno Breker die Totenmaske Liebermanns anfertigte.

Liebermann, von 1922-32 Präsident der Preußischen Akademie der Künste wurde 1927 zum Ehrenbürger Berlins ernannt. Neben seinem Werk und seiner Gesellschaftlichen Stellung vor der Machtergreifung ist jedoch völlig in Vergessenheit geraten, dass Liebermann ein Freund guter Speisen war und seine Villa am Wannsee in dem Ruf stand, einen vorzüglichen Tisch für Gäste zu bieten. Schließlich galt Liebermann das Essen nicht nur als Genuss, sondern er sah darin einen wesentlichen kulturellen Akt. Ein gutes Essen im Kreise von Familie und Freunden schafft Vertrauen und Identität, beflügelt Gespräch und Gedanken und macht – schlicht und einfach – glücklich.

In Vergessenheit geraten ist zudem, dass die Liebermanns eine langjährige enge kulinarische Freundschaft zum Ehepaar Elias unterhielten. Julius Elias, Nordist und Kunsthistoriker und Julie Elias, damals eine bekannte Kulturjournalistin, die Kochbücher schrieb und veröffentlichte einte die Liebe zur französischen Küche. Gemeinsam mit Max Liebermann verstanden sie Kochen zugleich als Kunst und als Lebenskunst. Ihr Buch „Kochkunst. Ein Führer durch die feine Küche“ widmete Julie Elias ihrem Freund Max Liebermann.

Mit ihrem wundervollen Buch über Max Liebermanns Geselligkeit gelingt Ursula Hudson-Wiedenmann etwas sehr seltenes: sie fügt Julie Elias wieder in das kulturelle gesellschaftliche Gedächtnis ein. Denn in diesem sehr liebvoll gestalteten Buch des vacat-Verlages werden wir über die Erzählungen rund um die Speisen, die ausgesuchten Bilder Max Liebermanns und die Darstellung der Rezepte von Julie Elias in eine Welt eingeführt, die fast schon dem Vergessen anheim gegeben war.

Nun aber können wir eintauchen in diese Welt fast vergessener Genüsse. Wer nicht sofort im Anschluss an die Lektüre nach Berlin aufbricht, um  durch den Garten der Villa Liebermann zu schlendern, da er durch irdische Widrigkeiten daran gehindert wird, der sollte zumindest sofort die Lachsforelle in Burgunder probieren. Rotwein und Lachs, eine moderne, köstliche Variante aus den zwanziger Jahren.
Legen Sie sich dieses Buch zu. Es wird Sie bereichern und es ist ein anregender Begleiter zu einem Glas Wein.

Santé!

Ursula Hudson-Wiedenmann: Meisterwerke für uns´ren Gaumen. Max Liebermanns Geselligkeit und feine Küche.  Mit Rezepten von Julie Elias, Texten und Illustrationen aus dem Liebermann Kreis und Fotographien von Angelika Fischer; Vacat Verlag Potsdam 2009, 144 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-930752-46-1; 26,-€

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