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Zeit für die Revolutionierung der Kochsendung

von Nik zu 28. März 2007

Mal ehrlich: Sind sie es nicht auch langsam leid? Diese penetrante Berieselung mit allem möglichen Gequatsche rund um den Herd?

Sei es nun Kerner, der als Moderator futternd von einem Koch zum nächsten läuft und gegen Ende seiner Sendung das hungernde Saalpublikum stellvertretend für uns auf die Bühne bittet. Sei es Tim Mälzer, der mit Headset durch die schiefe Kameralage hechtet, als ginge es darum, das Essen sofort nach der Zubereitung wieder aus zu göbeln. Oder sei es das perfekte Promi-Dinner, bei dem die Kommentare aus dem Off meist gehaltvoller sind, als die Gerichte auf dem Teller. Dabei versprach der Beginn der Kochrevolution doch etwas Neues.

Alfredissimo, mittlerweile der Biosaurier unter den Kochsendungen und unwiderruflich ein Auslaufmodell, zeigte, dass Kochen ganz einfach gehen kann. Man bereitet was vor, trinkt was, brutschelt, stößt an, rührt um und plaudert mit dem Glas in der Hand. Hier wurde ein Weg aufgezeigt, den keiner weiter gegangen ist. Mittlerweile ist es mit der Ruhe am Fernsehherd vorbei. Da wird gekrächzt und gewalkt, gescheppert und ramentert, als würd es kein Morgen mehr geben. Einzig silent cooking verspricht eine wohltuende Atempause und ein Konzept, dass sich komplett auf das Kochen, als Messe des Mediums Fernsehen versteht. Wir sehen einem Menschen beim Kochen zu und nichts weiter passiert. Hier kommt der Mensch zu sich, endlich erlebt er den Kirchgang der Moderne vor dem Bildschirm.

Wie aber ist es mit völlig neuen Formaten? Wann endlich kommt der Koch, der nicht besserwisserisch, sondern der einfach mal er selbst ist. Der trinkt, schreit sich mit einem Gast unterhält und im Hintergrund – die Kamera hält drauf – seine Mitarbeiter arbeiten lässt. Seien wir doch ehrlich: so, wie Johann Lafers bei Kerner eine Zitrone auspresst, merkt man doch, dass er das zum ersten Mal seit mindestens zehn Jahren macht und man hat regelrecht Angst vor dem bösen Muskelkater, den sich der Mann mit dem verbissenen Lächeln jetzt sicherlich zugezogen haben mag.

Was wir wollen ist ein Kenner, ein Könner, ein Trinker und ein Gastgeber in einer Person. Die Küche bietet die schöne Kulisse für die Kamera. Während Gastgeber und Gast sich dem spirituellen Getränk hingeben, lässt man andere arbeiten und schaut ihnen in einer Mischung aus Wohlwollen und sanftem Gleichmut zu. Die Themen werden sicherheitshalber vorher festgelegt und dann doch durch den Küchenquirl gezogen: von der Philosophie des Federviehs über den Ersatz der nicht mehr verkorkten Weinflasche durch ihren großen Bruder den Weinschlauch.

Hierzu wird flugs ein passendes Exemplar vorgeführt und geleert. Selbstredend verfügt diese Kochsendung über die Qualität des Getränks. Denn was wäre ein Koch ohne Glas, ein Küche ohne Wein? Denken wir an die großen Worte von Ivan Rebroff, der insgeheim die Revolution der Kochsendung forderte und sie für einen Moment trinkend vorwegnahm: “Was für ein guter Wein. Ein Jammer, dass man so etwas Gutes immer nur Glasweise in dieser Sendung zu trinken bekommt.“

In der neuen Sendung muss kein Gast mehr auf dem Schlauch stehen bleiben, er kann er sich direkt unter ihn legen. Denn wie sagt der gebürtige Berliner, der sich auch gerne als Ein-Mann Kosakenchor bezeichnet: Die Russen essen und trinken nicht wegen der Ernährung, sondern für die Geselligkeit! Da lässt sich vor dem Bildschirm noch einiges rausholen.

Nastrowje

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