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Tee oder Rum – was tranken die Piraten der Karibik?

von Nik zu 27. Juni 2007

pirate_frei.jpgGerade ist der dritte Teil der „Piraten der Karibik“ in unseren Kinos als herrliches Sommerspektakel gelaufen, schon stellen sich die Fragen, wie es wohl wirklich ausgesehen haben mag, dieses Leben der Freibeuter und Piraten in der wilden Zeit des beginnenden 18. Jahrhunderts. Tranken sie wirklich den ganzen Tag Rum?

Unbestreitbar gab es einen Piraten, der zum ungekrönten König seiner Zunft avanciert: Es handelt sich in Wirklichkeit nicht um den im Film von Johnny Depp verkörperten Kapitän Jack Sparrow, sondern um einen weitgehend unbekannten Mann, der das Piratenwesen revolutionierte.

Der Waliser Bartholomew Roberts konnte in seiner kurzen Piratenkarriere zwischen 1719 und 1722 insgesamt 400 Schiffe kapern und überragte seine Kollegen damit um Welten. Wie aber lässt sich diese gewaltige Produktion in vorkapitalistischer Zeit erklären? In seinem Buch „König der Karibik“ versteht es Richards Sanders diesen sagenhaften Erfolg mit einem so konsistenten wie verblüffenden Bündel an Gründen zu erklären.

Die damalige Seefahrt war alles andere als lustig. Zumindest so lange man auf regulären Handels- oder Marineschiffen sein Dasein fristen musste. Die Arbeit war hart, der Drill und die Strafen unmenschlich, die Sterberate der Besatzung zumeist höher als die als Ware gelagerten Sklaven in den Schiffsrümpfen. Insofern kam es einer persönlichen Befreiung gleich, wenn man das Glück hatte, von einem Piratenkapitän angeheuert zu werden. Roberts hatte zudem das Glück, Lesen und Schreiben zu können und verfügte so über die Grundvoraussetzungen ein Schiff zu navigieren.

Nach kurzer Zeit wurde er zum Kapitän seines Schiffes bestimmt und der gebürtige Baptist führte umgehend einige grundlegende Regeln ein: die Waffen mussten stets Einsatzbereit gehalten werden. Die Offiziere wurden demokratisch von der Besatzung gewählt. Die Musiker hatten sonntags frei. Frauen waren an Bord strengstens verboten. Aber das schlimmste für einen wahren Jack Sparrow Liebhaber: Alkoholexzesse waren untersagt, da Roberts seine Mannschaft stets einsatzbereit halten wollte. Also mussten die Mannschaften dem Beispiel ihres Kapitäns, dem König der Karibik folgen und den Rum durch Tee ersetzen.

Innerhalb kürzester Zeit segelten bis zu 300 Mann mit dem Unbesiegbaren, dessen Ruf die Besatzungen der angegriffenen Schiffe derartig in Panik versetzte, dass sie sich zumeist kampflos ergaben, wenn sie sein Segel sahen. Dazu verbreitete sich die Nachricht, dass dieser König der Piraten niemanden umbrachte, der sich ihm ergab. So konnten die Mannschaften nicht nur mit ihrem Weiterleben rechnen, sondern auch mit den Feizügigkeiten und dem relativen Luxus eines Piratenlebens. Darüber hinaus führte Roberts unter seinen Männern ein Krankensystem ein.

Da auch noch die Schwarzen mit gleichen Aufgaben an Bord betraut wurden, war dieser Anarchist ein Dorn in den Augen der Sklavenhändler, deren Gewerbe durch Roberts empfindlichen Schaden nahm. 1722 am Tag nach einer ausgelassenen Feier, wurde sein Bord durch ein britisches Marineschiff gestellt. Roberts, der angesichts seiner völlig betrunkenen und verkaterten Mannschaft sicher war, diesen Kampf nicht gewinnen zu können, kleidete sich äußerst auffällig.

Hier kommt wohl die Darstellung Johnny Depps dem Original am nächsten. Roberts trug einen breiten roten Hut, ein Seidenhemd und ein Juwelenbesetztes Kreuz, als er durch Kanonenkugeln zerfetzt wurde. Anscheinend hatte auch er gehörig einen im Tee.

Cheerio!

 

Richard Sanders’s ‘If a Pirate I Must Be…: The True Story of Bartholomew Roberts, King of the Caribbean’ is published by Aurum Press, 16,95€

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