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Todesstrafe für einen Koch

von Nik zu 10. November 2010

Ehrlich gesagt, bin ich über diese Schlagzeile gestolpert. Sollte man einen Koch wirklich umbringen? Das man als Gast sauer ist, weil der Koch das Essen versalzen, oder komplett verkocht hat, kann jeder nachvollziehen, der eine solche Situation schon einmal erlebt hat. Ein Koch gehört sicherlich unter lebenslanges Herdverbot gestellt, wenn er seine Arbeit lediglich widerwillig versieht. Denn schließlich ist es Essen, das uns nicht nur mit Kalorien und Nährstoffen, sondern vor allen Dingen mit Laune versorgt.

Schließlich wollen wir nicht einfach Mehl und Butter mit zugesetzten Vitaminen in uns hineindrücken, sondern uns restaurieren. Der Appetit kommt mit dem Essen und die gute Laune auch. Vorausgesetzt, der Koch ist kein Scharlatan.

Ja, ich gestehe, ich hatte schon ab und zu einen Grimm gegen den unsichtbaren Menschen in Kochkleidung, der vom Essen nur so viel verstand, es umzubringen, es in einer Friteuse zu vernichten, oder Dinge aus Dosen zu erwärmen und lieblos auf einen Teller zu kippen. So etwas kann man nicht als Essen bezeichnen, es ist Tod. Aber deshalb dem Koch mit der Todesstrafe drohen?

Ich begann nachzudenken und las den Artikel. Was konnte ein Koch so Schlimmes angestellt haben, dass man ihn umbringen möchte? Noch dazu in einem rechtsstaatlichen Verfahren?
Ahmed Khalfan Ghailani wurde in New York Angeklagt. Das Verfahren gegen ihn läuft voraussichtlich bis zum Frühjahr kommenden Jahres. Danach könnte ihm die Todesstrafe drohen.

Der Mann, der früher schon in Guantánamo inhaftiert war, war der Koch von Usama Bin Laden. Nun haben wir, als außen Stehende ein ethisches Problem: wenn jemand für einen Terroristen kocht, ist er dann selber einer? Denn schließlich, so könnte man mutmaßen, kocht er derartig schlecht, dass einem finsteren Mann noch finstere Gedanken kommen und er gleich Tausende von Menschen töten möchte, da er keine Ahnung hat, was gutes Essen überhaupt ausmacht. Vielleicht war es ursächlich der Koch, der den Plan vom 11. September in Bin Ladens Magengegend legte, als dieser sich unter Krämpfen wand, da sein Koch ihm mit Galle überzogene Schafsinnereien servierte.

Vielleicht wäre Bin Laden gar nicht zum Hasser des Westens avanciert, wenn er nicht während seiner Studienzeit in Amerika unablässig Fast Food zu sich genommen hätte?

Ein Koch hat tatsächlich mehr Verantwortung als uns in der Regel bewusst ist. Im Fall von Ghailani sieht es allerdings anders aus, wenn man den Artikel jenseits der Überschrift zu sich nimmt. Denn dieser Mann steht unter Anklage, da er für den 1998 auf die amerikanische Botschaft in Kenia verübten Anschlag verantwortlich sein soll. Damals wurden 224 Menschen getötet. Der Koch also steht nicht unter Anklage, sondern ein vermeintlicher Terrorist und Mörder.

Das Problem, wie man mit Menschen verfahren sollte, die wehrloses Essen sinnlos in einer Pfanne oder Friteuse töten, ist damit allerdings noch nicht vom Tisch.

Santé!

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