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Bangers&Mash – Keith Richards

von Nik zu 26. Januar 2011

Life ist ein Erlebnis. Denn was Keith Richards so alles von seinem Leben zu erzählen weiß ist so unterhaltsam, dass die 720 Seiten umfassende Biografie auf keiner Seite langweilig wird. Der Gitarrist, Songwriter und Sänger der Stones hat mit Life nicht nur eine Geschichte des Rock ´n Roll vorgelegt, sondern vor allem ein sehr persönliches Portrait.

Gegen Ende des Buches – und das darf man am Anfang ruhig verraten – wird klar, dass Keith, der beinharte Bursche mit dem Totenkopfring, dieses Buch erst angehen konnte, als seine Mutter gestorben war. Was er auf den letzten Seiten erzählt ist so komplett jenseits eines Melodrams ergreifend und eine wirklich rockige Geschichte. Denn durch das Urteil der Mutter wurde der Junge zum Gitarristen, eine Geschichte, die er nun – nachdem er an ihrem Totenbett noch einmal für sie Gitarre gespielt hat – endlich aufschreiben will.

Dabei ist es nicht nur verblüffend, wie komenthaft schnell der Aufstieg der Rolling Stones aus dem schieren Nichts passierte. Mit der Verwendung von Delta-Blues hauchten sie dem weichen Rock neues Leben ein und trafen den Nerv der Zeit. Damit entfachten sie auf Seiten der Fans und der unterschiedlichen Staatsschutzorganisationen in Europa und USA lang anhaltende Hysterien. Es ist ebenso verblüffend, das die Band sich so lange gehalten hat. Denn schließlich gab es damals Produktionsbedingungen, die teilweise nach 2 Shows an einem Tag die Musiker ins Studio zwangen, um ein Album aufzunehmen. Irgendwann stellt Richards fest, gab es endlich mal nach 4 Jahren Tourleben zwei freie Tage hintereinander. Auch insofern ist es verblüffend, dass die Jungs tatsächlich in die Jahre kommen konnten.

Natürlich wird Rockgeschichte erzählt, eine Unzahl von Musikern wird portraitiert oder kommt selbst zu Wort. Das Binnenverhältnis der Band wird ebenso durchleuchtet wie die spezielle Beziehung der Glimmer-Twins Richards und Jagger. Dabei spricht hier jemand der zwar eine Menge Lebenserfahrung gesammelt hat, sich dadurch aber weder erhaben noch langatmig gibt. Und auch wenn viele Geschichten jenseits des Rocks sich um Sex und besonders Drugs drehen wie die Groupies um den Star, verliert die Geschichte nie ihren drive. Man möchte einfach mehr von good old Keith und seiner Sicht auf die Dinge erfahren.

Richards erzählt so offen von seinen Liebschaften wie von seiner Familie und darüber, weshalb er sich nie – wie Jagger – zum Ritter seiner Majestät schlagen lassen würde. Dabei erzählt er so frisch, dass man meinen könnte dieser Mann will nicht seine Lebensgeschichte schreiben, sondern lediglich ein Zwischenkapitel vorlegen, um eine kleine Pause zu machen auf dem Weg zu den nächsten zwanzig Lebensjahren.

Und noch etwas verblüfft: Keith Richards kocht! Und das nicht nur auf einem Teelöffel. Nein er kocht tatsächlich und persönlich am Herd. Denn als Musiker der das halbe Leben lang auf Tour war hat er sich angewöhnt immer dann zu essen, wenn ihm danach ist. Also meistens nachts zwischen 3 und 5 Uhr. Was es dann vorzugsweise gibt? Stampfkartoffen und Würstchen. Mit Liebe zubereitet. Das Rezept findet sich im Buch.

Santé!

Keith Richards: Life. Wilhelm Heyne Verlag, München 2010, ISBN 978-3-453-16303-4, 736 Seiten, geb., 26,99€

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