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Weinstein II

von Nik zu 23. Februar 2011

Wer hätte das gedacht. Dortmund 1992. Die Dortmunder Schachtage erleben ein kleines Wunder. Doch noch gibt es nur einen Menschen, der es sieht. Garry Kasparow zieht die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Der Mann ist, selbst wenn er hinter seinen Schachfiguren sitzt, ein explosives Kraftpaket. Sein gesamter Körper strahlt eine Energie aus als ginge es darum Schlachten zu gewinnen. Und tatsächlich, in seiner dynamischen Art erinnert er an Napoleon, der den Verlauf der kommenden Schlacht durchspielt.

Doch dann ist im Spiel gegen den stoisch wirkenden Robert Hübner ein Moment gekommen, der diesen Mann tatsächlich explodieren lässt. Hübner schenkt einen Vorteil weg und Kasparow tappt in die für den Laien unsichtbare Falle. Der Meister aber ist wütend. Wie ein verwunderter Stier stapft er durch die kleine Schacharena. Er ist ein Phänomen. Dieser Mann lässt Schach spürbar werden. Man muss gar nicht verstehen, was da gerade auf dem Tisch geschieht. Die Stellung wirkt noch gänzlich unaufgeregt. Aber man merkt, dass sich etwas verändert hat. Kasparow hat sich auch 30 Minuten später noch nicht wieder beruhigt. Anscheinend ist etwas geschehen, das ihn  unausweichlich auf die Verliererstrasse bringen wird.

Diese Energie kennzeichnet Kasparow auch als politisch engagierten Menschen, der sich als Mitglied der Partei „Solidarnost“ für eine Demokratisierung der Verhältnisse in Russland einsetzt.

Kasparow, der im Schach mit 2851 Punkten die bis heute höchste ELO Zahl erreicht hat und von daher für viele Experten nach wie vor als bester Schachspieler der Welt angesehen wird, ist nicht nur ein politisch interessierter Mensch, er setzt sich gerne auch mit anderen Wunderkindern auseinander, wie seine bei Passagen erschienene Reflexion über „Russland nach Anna Politkowskaja“ aber auch seine gerade in der renommierte New York Review of Books erschienene wohlwollende Kritik über eine Biograpfie zu – der anderen Schachlegende – Bobby Fischer.

Was man zumeist nicht weiß von diesem Mann, der Schachgeschichte geschrieben hat, ist sein Geburtsname. Kasparow erblickte am 13. April 1963 in Baku das Licht der Welt. Sein Geburtsname ist Garik Weinstein.

Santé!

http://www.nybooks.com/articles/archives/2011/mar/10/bobby-fischer-defense/

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