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Pellegrino Artusi

von Nik zu 6. April 2011

Dieses Jahr feiert Italien sich selbst. Schließlich gilt es das 150 Jährige Bestehen als Nation würdig zu gestalten. Was jedoch bei den offiziellen Feierlichkeiten leicht in Vergessenheit geraten kann, ist, dass dieses Land der Pizza und Pasta, der einfach genialen und vielfältigen kulinarischen Genüsse erst aufgrund seiner Küche zu einer Nation werden konnte.

Bei den großen Unterschieden der regionalen Küchen Italiens mag dies zunächst unwahrscheinlich anmuten. Denn schließlich ist man bis heute stolz auf seine regionalen Eigenarten und nicht umsonst ist Italien das Mutterland von Slow Food, einer Vereinigung, die sich nicht nur die Wertschätzung des Essens allgemein auf die Fahnen geschrieben hat, sondern besonders die Re-Regionalisierung der Produkte, das Hervorheben des Besondern, den Verzicht auf lange Transportwege, sowie die nachhaltige Vieh- und Pflanzenwirtschaft.

Gerade Italien aber konnte erst durch ein Kochbuch, welches alle regionalen Besonderheiten hervorhob und die spezifischen Rezepte mit einer jeweils eigenen Geschichte zum Klingen brachte, als Nation geeint werden. Als Pellegrino Artusi sich anschickte, eine Rezept-Sammlung seiner Heimat vorzunehmen, war er sicherlich der Einzige, der an einen Erfolg seines Werkes glaubte. Er druckte das Werk auf eigene Kosten und konnte die zunehmende Popularität seines Kochbuches in den folgenden Jahren aufgrund der großen Nachfrage staunend beobachten. Denn der „Große Artusi“ wie das Buch in Italien genannt wird, avancierte zum Standardwerk der italienischen Küche im ausgehenden 19. Jahrhundert. Keine junge italienische Frau, deren Eltern was auf sich hielten, konnte heiraten, ohne den Artusi in den neu gegründeten Haushalt einzuführen.

Durch die gleiche Anerkennung, die der Autor den jeweiligen Regionen in seinen Geschichten und Rezepten zukommen ließ erreichte er etwas anderes, als lediglich einen wirtschaftlichen Erfolg. Das Kochbuch selber wurde so etwas wie die kulinarische Gründung der italienischen Nation.

Da ist es kein Wunder, dass man diesen Mann im Jahr der nationalen Feierlichkeiten nicht nur auf Grund seines 100. Todestages ehrt, sondern gleich ein komplettes Artusi-Jahr ausgerufen hat.

Santé!

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