Eis
In der letzten Woche haben wir an dieser Stelle einige Überlegungen zum Kochen als kulturellen Motor der Menschheit angestellt. Selbstredend kann man das Wissen um die Hilfe des Feuers als einen entscheidenden evolutionären Vorteil des Menschen ansehen. Doch wie stand es um das Eis?
Erst die Erfindung durch Carl von Linde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts ermöglichte eine gleichmäßige Kühlung und war der Beginn der menschlichen Unabhängigkeit von Natureis zu Kühlungszwecken. Bis dahin – also Evolutionsgeschichtlich etwa heute morgen – gab es für die Menschen keine anderen Möglichkeiten zu Kühlen als in Formen mit Natureis, oder in speziellen Kühlkammern, die in den Boden oder einen Berg eingegraben waren, um hier – ähnlich dem Verfahren eines Kühlschranks – Lebensmittel über längere Zeit kühl zu halten. weiterlesen …
Kultur beginnt mit dem Kochen
Als ich vor zwei Jahren auf der Frankfurter Buchmesse einen Vortrag hielt, stellte ich die These auf, dass biologisch gesehen das Leben mit dem Wasser beginnt, kulturell jedoch mit dem Feuer. Denn erst durch das Feuer, konnten Lebensmittel, die bis dahin für den Menschen ungenießbar waren, verdaulich zubereitet werden. Auch wurde die Menschheit in die Lage versetzt, eine differenzierte Sprache zu auszubilden, da sich der Kauapperat zugunsten des Sprechapparates verkleinerte. „Das Kochen“ so meine These mit Blick auf die Entwicklung der Sprache durch das Kochen und in Hinsicht auf die kulturelle Entwicklung der Sprache, „ist der Grund des Buches.“
Nun erhält diese These ausgerechnet von einem Biologen fundamentale Unterstützung. Richard Wrangham hat ein spannendes und ein sehr folgenreiches Buch geschrieben, wenn man überlegt, was seine Thesen für die menschliche Evolutionsgeschichte bedeuten. Denn er weist nach, dass die Menschen nur deshalb gegenüber anderen Primaten in der Evolutionsgeschichte überlegen sein konnten, da sie lernten, ihre Nahrung mit Hilfe des Feuers verdaulich zuzubereiten.
Wrangham, Professor für biologische Anthropologie in Harvard spürt die Wurzel seiner These in den Schriften Darwins auf, denn dieser verweist schon – beinahe wie unbewusst – auf den Zusammenhang von Kochen und Sprechen, wenn er diese Errungenschaften in einem Atemzug als die zentralen der Menschheit nennt. weiterlesen …
Iris Berben wird 60
„Älter werde ich später“ lautet der Titel eines Ihrer Bücher, der sicherlich auch programmatisch für Ihr bisheriges Leben steht. Und tatsächlich: wenn man in den 70er Jahren sah, wie Iris Berben in „Zwei himmlische Töchter“ diese Chantal so lasziv interpretierte wie es die Gimmik- und Moralvorstellungen des Senders gerade noch zuließen, hätte man meinen können, dass sie als Besitzerin dieser altersschwachen Ju52, nach dem Motto „Älter werde ich nie“ leben und arbeiten würde.
Man sollte sich einmal die Zeit nehmen und nachdenken: Die Frau, die dem Fernsehpublikum vor allem durch die Serie Sketchup mit Dieter Krebs bekannt wurde, stand 1968 in Detektive zum 1. Mal vor der Kamera und hat bis heute in mehr als 50 Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera gestanden. Dazu spielt sie seit 1994 die Hauptperson Rosa Roth in der gleichnamigen Krimiserie des ZDF. weiterlesen …
Die Qual des Wals
Wer einmal Moby Dick gelesen hat, der weiß, wie unglaublich hart der Job als Waljäger ist. Man zieht den Walen unablässig hinterher und begibt sich dabei nicht nur in schwierige Gewässer, sondern ebenso oft auch in Gefahr. Dazu scheint es, als würde das Abschlachten der erhabensten und mit abstand größten Tiere dieser Erde zu einer argen Betrübnis führen. Nicht nur Käpte`n Ahab, der mit seinen Rachegelüsten alle Vorzüge eines menschlichen Lebens negierte und den Sinn seines eigenen Daseins nur darin sehen wollte den legendären weißen Wal zu jagen, sondern auch die überwiegende Zahl seiner Crewmitglieder geben sich ihren Mordgelüsten ganz und gar hin und finden letztlich ihr nasses Grab im Meer.
Mittlerweile ist die Waljagd weniger sportlich, denn Menschen müssen bei Ausübung dieser blutigsten aller Mordarten nicht mehr um das eigene Leben fürchten. Man fährt einfach mit einem riesigen Walfangschiff hinaus aufs Meer und tötet einfach so viele Wale, wie es Natur und Fassungsvermögen des Schiffes zulassen. weiterlesen …
Jim Knopf wird 50
Kaum zu glauben, aber der Träger des berühmtesten Hosenrisses der Welt, den man durch einen Knopf abdichten konnte, erreicht allmählich ein reifes Alter. Jim, der durch diesen Knopf seinen Beinamen erhielt wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Jedoch kann das lediglich jemanden verwundern, der nicht Fan von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer der alten Lok Emma ist. Denn der Junge hatte schon als Baby eine Menge Erfahrungen sammeln können.
Von den Piraten der „Wilden 13“ gefangen genommen und in ein Paket gesteckt wird die Änderung eines einzigen Buchstabens den kleinen Jungen davor bewahren, in der Drachenstadt der Schule der Frau Mahlzahn ausgesetzt zu sein. Anstatt nach Kummerland wird das Paket mit dem Postschiff nach Lummerland versendet. Dort kennt man zwar keine Frau Mahlzahn, doch beschließt man ob des Geschreis, das Paket sicherheitshalber zu öffnen. Der Inhalt verschlägt dem König der Insel, Alfons dem Viertel-vor-Zwölften und seine 3 Untertanen – Lukas, den Lokomotivführer, Herrn Ärmel, gekleidet wie ein Engländer des 19. Jahrhunderts und benannt nach dem Kanal, und Frau Waas, Betreiberin eines Kolonialwarenhandels auf der Insel – erst einmal den Atem.
Es ist Frau Waas, die als erste zu Worten findet, schließlich wartet sie ja auf eine Sendung Lakritzbonbons. „Schwarz ist es zwar. Aber Lakritz ist es nicht.“ Stellt sie so prägnant wie treffend fest und wird kurzerhand von allen Bewohnern Lummerlands zur Adoptivmutter des kleinen Jungen – der flugs getauft wird, da er einfach so aussieht, als würde er Jim heißen – ernannt. weiterlesen …
Von der Heilpflanze zur Delikatesse
Früher wurden sie als Unkraut aus jedem Gemüsebeet gezupft. Sie wurden verdammt, oder als Kaninchenfutter abgeschrieben. Dabei hätte man es schon zu Großmutters Zeiten besser wissen können. Denn die Wildkräuter sind seid Hildegard von Bingen als Heilkräuter zumindest in jedem Klostergarten bekannt.
Nicht umsonst erleben diese geschmackvollen Mineralstoffträger eine noch vor 2 Jahrzehnten undenkbare Renaissance. Kaum ein Sternekoch, der sich nicht der geschmacklichen Vielfalt der Wildkräuter widmen würde. Selbst mit alten Bekannten, wie dem Gänseblümchen oder dem Löwenzahn lassen sich raffinierte kulinarische Kreationen zaubern.
Brigitte Klemme, die leider in diesem Jahr verstorben ist, arbeitete annähernd 30 Jahren als Kräuterexpertin und avancierte mit ihrer Leidenschaft für Wildkräuter nicht nur zu einer wahren Pionieren auf diesem Gebiet, sondern vermittelte auch als Kräuterpädagogin ihr Wissen an Interessierte. Für dieses Buch arbeitete sie mit Ria Lottermoser zusammen. „Geliebte Wildkräuterküche“ versammelt einige der profiliertesten Wildkräuterköche aus dem Deutschsprachigen Raum mit ihren Rezepten. weiterlesen …
Jenseits von Köttbullar und Knäckebrot
René Redzepi, bei diesem Namen ist die Berufswahl sicherlich einfach. Zumindest für Ohren, die gewohnt sind, Deutsch zu hören. Denn bei diesem Namen kann man doch nur Rezeptsammler werden, oder den Beruf des Kochs anstreben. Genau dies hat der Chef des Kopenhagener Restaurants NOMA auch getan. Mit Erfolg. Betrachtet man die Bewertungen in unterschiedlichen Restaurantführern, dann rangiert das äußerlich unauffällige Restaurant zwischen Platz 1 und 3 der besten Restaurants. Weltweit. weiterlesen …
Tapas&Tinto de verano
Was machen wir heute Abend? Klar: Wir verputzen die Spanier. Also, Jogis Jungs – die während des Turniers in Lichtgeschwindigkeit zu Spielerpersönlichkeiten gereift sind – fegen Villa, Torres&Co vom Platz und wir tun ebenfalls unser Bestes. Was wir brauchen ist lediglich – denn wir haben in den letzten Wochen auch eine Menge an Taktik und Feingefühl bis in die Fingerspitzen gelernt – ein gutes Kurzpassspiel, Bewegungsbereitschaft, hervorragendes Spiel ohne Ball und das richtige Gespür für die freien Räume. Kombinieren müssen wir das natürlich mit einer guten Defensive, brandgefährlicher Torgefahr und Entschlossenheit im Abschluss. weiterlesen …
Koch-Universität: Schwein
Was kann man zu einem Buch sagen, dass sich Gedanken um das Grundsätzliche in der Küche macht? Ist es das kleine 1X1 des Kochens? Küchenlatein für Laien? Oder doch etwas ganz anderes?
„Auf ganz andere Weise deplaziert wirkt Jürgen Dollase. In den Siebziger Jahren Mitglied einer Krautrockband, speist Dollase heute für FAZ und FAS in gehobenen Restaurants. Das schadet nicht – Köche brauchen Esserinnen das verbessert sie von innen. Restaurantkritiker sind weniger nützlich. Dollase geht es, in der Zeitung oder im Kochfernsehn um Grundsätzliches: Er will die Voraussetzungen für eine hoch entwickelte Küche ergründen. Das macht er seriös, aber wie viele deutsche Intellektuelle ist Dollase kein scharfer und präziser Denker, eher ein verquollener. Der Mann kommt nicht auf den Punkt, und das ist nicht nur beim Kochen tödlich.“
Viel hat sich getan, seitdem Wiglaf Droste diese Kritik in die Kochwelt entließ und sollte Jürgen Dollase sie gelesen haben, dann hat er aus ihr gelernt. Denn der Gastrokritiker hat eine große Hürde einfach genommen. Bevor er eines Tages seine Gabel weitergeben wird, hat er sich hingesetzt, um messerscharfe Analysen grundsätzlicher Kochpraktiken zu Papier zu bringen. weiterlesen …
Kein Fußballgott im Land der Aufklärung
Jetzt, wo sich die Phase der Gruppenspiele bei der WM ihrem Ende nähert, sollte man kurz innehalten und einen Scherbenhaufen analysieren. Denn was die Französische Nationalmannschaft dieses Mal erreicht hat ist aller Ehren wert. In der Vorrunde haben sie insgesamt 1 Tor geschossen und damit genau eines mehr erzielt als bei der Vorrunde vor 8 Jahren, wo sie als damals amtierender Weltmeister ohne ein einziges Tor geschossen zu haben nach Hause fliegen mussten.
Damals war der in diesen Tagen viel beschworene Zidane, der vier Jahre später durch seine Kopfstoßattacke im WM-Finale von sich Reden machen sollte, noch dabei. Was ist – so sollte man Fragen – mit dieser Mannschaft los, die bei der WM im eigenen Land 1998 noch alle Experten und auch viele Fußballfans für sich begeistern konnte? weiterlesen …