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6. Apr 11

Pellegrino Artusi

von Nik

Dieses Jahr feiert Italien sich selbst. Schließlich gilt es das 150 Jährige Bestehen als Nation würdig zu gestalten. Was jedoch bei den offiziellen Feierlichkeiten leicht in Vergessenheit geraten kann, ist, dass dieses Land der Pizza und Pasta, der einfach genialen und vielfältigen kulinarischen Genüsse erst aufgrund seiner Küche zu einer Nation werden konnte.

Bei den großen Unterschieden der regionalen Küchen Italiens mag dies zunächst unwahrscheinlich anmuten. Denn schließlich ist man bis heute stolz auf seine regionalen Eigenarten und nicht umsonst ist Italien das Mutterland von Slow Food, einer Vereinigung, die sich nicht nur die Wertschätzung des Essens allgemein auf die Fahnen geschrieben hat, sondern besonders die Re-Regionalisierung der Produkte, das Hervorheben des Besondern, den Verzicht auf lange Transportwege, sowie die nachhaltige Vieh- und Pflanzenwirtschaft.

Gerade Italien aber konnte erst durch ein Kochbuch, welches alle regionalen Besonderheiten hervorhob und die spezifischen Rezepte mit einer jeweils eigenen Geschichte zum Klingen brachte, als Nation geeint werden. weiterlesen …

30. Mrz 11

Pro Wein

von Nik

Gestern bin ich gefragt worden, weshalb man für Wein eine solch große Messe wie in Düsseldorf veranstalten muss. Eine Internationale Messe, gleich mehrere Tausend Veranstalter aus der ganzen Welt. Ist das denn der Wein wert? Man kann ihn doch bequem beim Weinhändler oder einfacher noch im Supermarkt kaufen. Weshalb sollte man sich also für eine Messe zu Wein begeistern?

Zu Wein könnte man viele Dinge aufbieten. Von Kultur reden, Nachhaltigkeit betrachten. Alte Traubensorten nennen, neue Entwicklungen im Weinbau, oder aber über die hier noch unbekannten Weinländer wie Brasilien.

Ich denke, dass Wein verblüffender Weise auch eine Menge mit der Kindheit zu tun hat. weiterlesen …

23. Mrz 11

Brotkultur

von Nik

Jetzt ist es amtlich: der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks möchte, dass die von ihm beförderten Produkte mit dem Weltkulturerbestatus geadelt werden. Denn wer bitte schön, kann so gutes Brot backen wie wir Deutschen? Na, wer? Jetzt kommen sie aber nicht mit Frankreich, die haben ihr wunderbares Baguette. Gut, schon vor Jahren war aus den Federn amerikanischer Kulturwissenschaftler zu lesen, dass das Baguette in Frankreich wieder in ausgezeichneter Qualität zu haben ist. Und tatsächlich, ich habe in einem kleinen Bäckerladen auf der Rue de Abesses ein Baguette probieren können, das nicht zu unrecht im Jahr 2010 jeden Tag den Präsidenten Frankreichs beglücken durfte. In diesem Jahr hat aber ein deutsches Buch über Brot den Gourmand Award als bestes seiner Kategorie gewonnen. Was läge da näher, als nun auch nach höheren internationalen Weihen zu streben.

Und in der Tat: der Griff nach dem Weltkulturerbe wäre zugleich eine Verpflichtung für das Bäckerhandwerk, das uns so vor weiteren Aufbackteiglingen bewahren könnte. weiterlesen …

16. Mrz 11

Sak-e-rileg

von Nik

Soll man über die Getränke eines Landes schreiben, das gerade den schlimmsten Katastrophen ausgesetzt ist, die Natur und Technik vollbringen können? Ja, denn Schweigen wäre sicherlich schlimmer. Ist es aber nicht pietätlos, über Essen zu reden angesichts der Opfer, die erst das Erdbeben, dann der Tsunami und nun die atomare Kernschmelze in den Reaktoren von Fukushima und der dadurch zu erwartende atomare Fallout, der große Teile der Insel gefährdet, wenn nicht auf Dauer unbewohnbar werden lässt? Nein, sicherlich nicht. Denn vielleicht ist es das Essen, als Reaktion auf den Hunger, diese natürliche und regelmäßige Reaktion, die jeder von uns immer wieder verspürt, das uns als erstes Mittel der Hilfe einfällt, wenn wir aus der Schockstarre nach der Betrachtung der Horrorbilder aus dem Land der aufgehenden Sonne aufwachen.

Noch ist unklar, was alles zerstört, was unwiederbringlich von Wellen und Radioaktivität zerstört worden ist. Noch bestaunen wir in einer Mischung aus Zweifel, Erschütterung und Hoffnungslosigkeit die dramatischen Ereignisse aus Japan. Noch lange haben wir nicht begriffen, was in diesen Tagen alles passiert, aber es ist ein einschneidendes Ereignis. Eine Zäsur, denn nach dieser Katastrophe wird nichts mehr so sein wie vorher. weiterlesen …

9. Mrz 11

Gourmand World Cookbook Awards

von Nik

Auch wenn es bei uns noch relativ unbekannt ist. Es gibt eine internationale Messe für Kochbücher. 15 Jahre nach ihrer Gründung hat sich die Gourmand World Cookbook Messe zu der internationalen Adresse für Kochbücher entwickelt. Die Preise für Kochbücher, die hier traditionell von einer internationalen Jury vergeben werden, sind die renommiertesten in der Welt. Verleger, Köche, Autoren und Fotografen aus Asien, den USA, Lateinamerika, Afrika und Europa finden sich hier ein, um die neuen Trends auf dem Kochbuchmarkt zu begutachten, um sich die Übersetzungsrechte für ein gelungenes Kochbuch zu sichern, oder um einen der begehrten Preise in Empfang zu nehmen.

So erstaunt es nicht, wenn zu der Preisverleihung am vergangenen Donnerstag über 1200 Fachvertreter nach Paris reisten, um dieser Zeremonie im altehrwürdigen Theater Folies Bergère beizuwohnen.

Eduard Cointreau, Vorsitzender der Gourmand Awards führte kenntnisreich und mit vielen lobenden Worten durch die Veranstaltung. weiterlesen …

2. Mrz 11

Lockfutter für Sentinelesen

von Nik

Hand aufs Herz: haben sie schon einmal von den Sentinelesen gehört? Wenn man das Wort auseinander nimmt, kann man Sentinel und Essen heraushören: Wächter des Essens.

Die Sentinelesen bewohnen die knapp 60 Quadratkilometer große Insel Nord Sentinel, die von Riffen umgeben knapp 1000 km östlichen von Indien liegt. Die Sentinelesen stellen für Indien eine wichtige Bevölkerungsgruppe dar, da sie wohl von den ersten Bewohnern Indiens abstammen, welche vor 70.000 Jahren von Afrika kommenden den Subkontinent und die Inseln in der Umgebung bevölkerten.

1880 landete der 1. Europäer auf der Insel, verschleppte einige Ureinwohner, die allerdings kurze Zeit später starben. Seit dieser Zeit wehren sich die Sentinelesen gegen Eindringlinge auf ihrer Insel. Selbst Leopold III., der ehemalige König von Belgien musste in Begleitung von Heinrich Harrer – Bergsteiger und SS-Mitglied, der duch seine Freunschaft zum Dalai Lama und sein Buch „7 Jahre in Tibet“ ein erfolgreicher Autor wurde –  unverrichteter Dinge den Rückzug antreten, da die Sentinelesen ihn mit giftigen Pfeilen vertrieben. weiterlesen …

23. Feb 11

Weinstein II

von Nik

Wer hätte das gedacht. Dortmund 1992. Die Dortmunder Schachtage erleben ein kleines Wunder. Doch noch gibt es nur einen Menschen, der es sieht. Garry Kasparow zieht die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Der Mann ist, selbst wenn er hinter seinen Schachfiguren sitzt, ein explosives Kraftpaket. Sein gesamter Körper strahlt eine Energie aus als ginge es darum Schlachten zu gewinnen. Und tatsächlich, in seiner dynamischen Art erinnert er an Napoleon, der den Verlauf der kommenden Schlacht durchspielt.

Doch dann ist im Spiel gegen den stoisch wirkenden Robert Hübner ein Moment gekommen, der diesen Mann tatsächlich explodieren lässt. Hübner schenkt einen Vorteil weg und Kasparow tappt in die für den Laien unsichtbare Falle. Der Meister aber ist wütend. Wie ein verwunderter Stier stapft er durch die kleine Schacharena. Er ist ein Phänomen. Dieser Mann lässt Schach spürbar werden. Man muss gar nicht verstehen, was da gerade auf dem Tisch geschieht. Die Stellung wirkt noch gänzlich unaufgeregt. Aber man merkt, dass sich etwas verändert hat. Kasparow hat sich auch 30 Minuten später noch nicht wieder beruhigt. Anscheinend ist etwas geschehen, das ihn  unausweichlich auf die Verliererstrasse bringen wird. weiterlesen …

16. Feb 11

Weinstein

von Nik

Haben sie schon einmal festgestellt, dass sich Gastgeber in drei unterschiedliche Weinkategorien unterscheiden lassen? Nun, die einen machen sich nichts aus Wein und bilden vom Getränk aus betrachtet den unrelevanten Ausschuss. Der Rest der gastgebenden Menschheit lässt sich folglich in zwei – für den oberflächlichen Betrachter kaum zu unterscheidende – beinahe diametrale Gruppen unterscheiden. Ich spreche hier nicht von den Weintrinkern, für die der Korken alles und der Rest nichts ist. Nein, mittlerweile darf man der Verpackung des Weines nicht mehr oberste Priorität zumessen. Denn schließlich gibt es wirklich sehr schlechte Korken, die für jeden, der sich auf einen guten Schluck gefreut hat, ein wahres Ärgernis darstellen. Zum anderen haben die Winzer reagiert und liefern gut trinkbare Weine mit Glaskorken oder im Weinschlauch, der hierzulande lange gebraucht hat, um sich vom Image des Tetrapacks zu befreien.

Wenn sie einmal darauf geachtet haben, wie ein Gastgeber eine Flasche Wein öffnet, dann werden sie mir intuitiv zustimmen, wenn ich sage, es gibt Menschen, die diese Tätigkeit wie nebenbei, allerdings mit der notwendigen Sorgfalt – etwa die, die man benötigt, um ein Ei zu pellen  – bestreiten. weiterlesen …

9. Feb 11

Murakamis Currywurst

von Nik

Wer einmal einen Roman von Haruki Murakami gelesen hat, weiß, dass dieser Mann nicht nur Jazz und Klassik hört, sondern dazu auch gerne ein Glas trinkt.

Die Figuren in Murakamis Romanen wirken ein wenig aus der Zeit gefallen. Der Drink, die Musik sind kleine Hinweise für ihren partiellen Autismus. Denn nichts gefällt ihnen besser, als in der Öffentlichkeit alleine zu sein. Wie schön, in einer Bar Gefallen an einem Drink und guter Musik zu gewinnen und die Menschen um sich herum schlichtweg zu vergessen. Vielleicht liegt in dieser Murakamischen Version des Asperger-Syndroms auch der Schlüssel für die globale Fangemeinde seiner Romane. Denn wenn uns die Moderne etwas beschert hat, dann immer neue Möglichkeiten, uns von anderen abzukapseln, uns hinter einem Handy, einem Rechner oder im Home-Office zu verstecken. Umwelt generieren wir dann über Chats und Emailkontakte. Daher sind die Figuren aus dem Murakamiuniversum vermutlich Stilprägend.

Kein Wunder also, dass Murakami auch Jungautoren beeinflusst. So taucht bald im neuen Roman des amerikanischen Schriftstellers John Wray eine Currywurst auf. weiterlesen …

2. Feb 11

Berlinale kulinarisch

von Nik

Die Berlinale ist ein Hingucker. Alle Augen der medialen Welt richten sich auf das größte Filmevent Deutschlands. Nicht nur die internationale Berichterstattung hat dank guter Filme und vieler Stars und Promis angebissen. Mittlerweile hat sich die Sektion kulinarisches Kino, ein Lieblingskind des Gourmets und Festivalleiters Dieter Kosslick zu einem wahren Gaumenschmaus ausgewachsen. Denn neben Filmen, die das Kulinarische im Visier haben, können die Besucher direkt nach der Vorstellung im Kinosaal des Martin Gropius Baus an den Tisch wandern, um sich im Spiegelzelt von Berlins bekanntesten Köchen bewirten zu lassen.

In diesem Jahr feiert das kulinarische Kino seinen 5. Geburtstag und findet unter dem Motto  Give Food a Chance vom 13. – 18. Februar statt.

Dieter Kosslick wünscht sich, dass die Nahrung wieder in den Mittelpunkt des Lebens gestellt wird. Denn „Nahrung verbindet Menschen miteinander und mit der Umwelt. Die Küche ist auch ein Gradmesser der Kultur eines Landes.weiterlesen …